Bildung Studie: Erfolgsdruck lässt in Schulen Ansprüche sinken
Die Konrad-Adenauer-Stiftung zeigt, wie das Niveau an Schulen verfällt. Eine Lehrerin aus der Region bestätigt viele Erkenntnisse.
Düsseldorf. Die Zahl der Abiturienten steigen, die Notendurchschnitte im Abitur werden immer besser, die Anmelde-Zahlen an den Universitäten explodieren — das alles klingt gut und deutet auf eine funktionierende Bildungsnation Deutschland. Die Realität aber ist laut einer Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung über Bildungsstandards von Schulabgängern in Deutschland eine andere. Tenor: Die Noten werden immer besser, die Bildung immer schlechter. Vielen Schulabgängern fehlen der Studie nach in Ausbildung oder Studium wichtige Grundlagenkenntnisse.
„Trotz gestiegener guter Schulabschüsse steigt die Anzahl der jungen Menschen, die gleich zu Beginn einer Berufsqualifikation in Unternehmen oder Hörsälen mit fehlenden Grundlagenkompetenzen hinsichtlich Sprache und Mathematik zu kämpfen haben“, beklagen die Autoren einer Studie der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung unter dem Titel „Ausbildungsreife und Studierfähigkeit“.
Jeder dritte IHK-Betrieb und viele, gerade auch renommierte Hochschulen, erteilten mittlerweile „nachholenden Schulunterricht“, wie Schreibberatung, Texterfassung und -verständnis oder Brückenkurse in Mathematik, heißt es in der Studie. Soll heißen: Die Defizite in grundlegenden Fähigkeiten der Schüler sind derart groß, dass sie dort nachgearbeitet werden müssen, wo eigentlich auf ihnen aufgebaut werden sollte.
Die Gründe für diese Defizite scheinen vielfältig: Weil die Politik aus ideologischen Gründen die Schulen unter Erfolgsdruck setzt, würden die Lehrer die Noten der Absolventen liften, damit auch die schwächeren Schüler durchkommen — sagt die Studie. In der Praxis bewahrheitet sich manches offenbar durchaus: „Wenn man einem Schüler heute mit der Note 5 bewertet, gerät man als Lehrer unter großen Rechtfertigungsdruck. Und danach sind erst einmal Förderpläne für die Schüler und Fördergespräche mit den Eltern vonnöten“, berichtet eine Lehrerin eines Gymnasiums aus der Region Düsseldorf, die ungenannt bleiben möchte.
Sie bestätigt aus der Praxis einen „sagenhaften und beispiellosen Niveauverfall“. So seien Fähigkeiten zur Lösung bestimmter Aufgaben im Abitur den Schülern inzwischen in zwei Schulstunden beizubringen. „Früher wurde mehr erwartet, weil mehr erwartet werden musste. Und auch die Bereitschaft der Schüler war größer, diese Anforderung mitzutragen“, berichtet die Lehrerin. Die Studie berichtet von der Klage der Arbeitgeber, dass die Jugendlichen mit Misserfolg nicht konstruktiv umgehen könnten und so viel zu schnell aufgäben. Die Probleme entstünden auch, weil viele Kinder ein Gymnasium ohne Empfehlung und ohne Eignung besuchten.
Die Schere zwischen den Schülern, so berichtet auch die Studie, gehe dadurch weiter auseinander, die schwächeren Schüler unter. Den leistungsfähigen Schülern könne man deshalb als Lehrer nur noch schwer gerecht werden. Zudem präge die heutige Schülergeneration vielfach eine ausgesprochene Nehmermentalität. „Wenn es nicht funktioniert, trägt der Lehrer die Schuld“, berichtet die Lehrerin.
Selbst die Nachhilfe verhindere nicht — so die Studie — dass immer mehr junge Leute in Ausbildung oder Studium scheitern. Auch, weil das Vermitteln allgemeiner Kompetenzen in der Schullehre wichtiger sei als die Vermittlung von Fachkenntnissen.