Meinung Mehr Gelassenheit tut not

Da haben wir den Salat: Immer mehr Abiturienten haben zwar eine Studiumsberechtigung in der Tasche, sind aber nicht wirklich für den universitären Bildungsweg befähigt. (Zu) hohe Abbruchquoten belegen das.

Und in den Betrieben fehlt es den Azubis an Disziplin und Belastbarkeit. Mangelnde Sozialkompetenzen, dürftige Mathematik- und Sprachenkenntnisse werden beklagt und vielfältig begründet.

Das Leitbild des selbstständig lernenden Kindes sei falsch, Ausbildung und Lehre nicht genug an der Praxis orientiert, und die Schulen stünden unter dem politischen Druck, gute Notendurchschnitte und niedrige Durchfallquoten vorweisen zu müssen.

Das alles mag erschrecken und zugleich daran erinnern, dass nirgends so regelmäßig Katastrophen an die Wand gemalt werden wie im Bildungssektor. Erinnert sei nur an den Pisa-Schock oder an die Einführung der differenzierten Oberstufe, der Kritiker bescheinigten, das Ende der Allgemeinbildung einzuläuten.

Stets ist die aktuelle Schülergeneration dümmer, fauler und lebensuntüchtiger als alle vorhergehenden. Stets werden schnelle und radikale Reformen gefordert und entsprechend stümperhaft verwirklicht. Schule als Experimentierfeld — die Einführung von G 8, der nun vielerorts die Rückkehr zu G 9 folgen soll —sei als ein unrühmliches Kapitel genannt. Die Leidtragenden sind letztendlich die Kinder, um deren Zukunft es doch gehen sollte.

Es stimmt, dass die Zukunft mehr denn je stetem Wandel unterworfen sein wird. Das digitale Zeitalter verändert die Menschen, die Generation Y (zwischen 1980 und 1999 geboren) erwirbt und sieht Wissen anders als ihre Vorgänger, fragt nach konkreter Nutzanwendung. Sie trifft auf eine im Wandel begriffene und verunsicherte Arbeitswelt. Das lebenslange Lernen ist eine Antwort darauf, die Nachjustierung im Kleinen eine weitere. Auf jeden Fall aber sollten wir alle — Eltern, Politiker und Lehrer — gelassener sein und nicht von einem Bildungsextrem ins nächste (oft zuvor abgelehnte) fallen.