Serie: Das Handwerk hat Zukunft Sanitär und Heizung: Ein Berufsbild im Wandel

Dominik Reichert hatte keine Lust auf eine eintönige Umgebung. In seinem Job kommt er viel herum. Er öffnet ihm Tore für die Zukunft.

Foto: Anna Schwartz

Im Dachgeschoss einer Wohnung in Barmen wird das Bad neu gemacht. Dominik Reichert sägt grade an einer Abdeckung für einen Anschluss des Waschbeckens, damit der besser passt. Das meiste ist geschafft. Auf aufgeklebtem Filzteppich sitzend erzählt der 22-Jährige, dass er und sein Kollege Christian Otto (29) den vierten Tag dort sind. Zwei Tage lang haben sie das alte Bad herausgerissen, zwei Tage für den Einbau gebraucht. „Zu zweit an zwei Tagen“, sagt Otto, „das ist schon relativ schnell“ — und inspiziert währenddessen die Wände der Duschkabine.

Reichert ist Geselle bei Badwelt Dahlmann. Als Anlagenmechaniker im Bereich Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik ist der Ein- und Ausbau von Bädern Tagesgeschäft. „Zwischen August und Oktober warte ich auch relativ viele Heizungen, das ist so die Zeit dafür“, sagt er und beschreibt seinen Job als sehr abwechslungsreich. Das fängt bei der Größe der Anlagen an — „es gibt kleine für einzelne Wohnungen oder große für ganze Häuser“ - und geht über verschiedene Techniken. „Was an moderner Technik im Moment am meisten verbaut wird, ist Brennwerttechnik.“ Durch das Kondensat spare diese Heizung Energie, versucht er dem Laien knapp zu erklären, was die Technik auszeichnet.

Was ihn aber besonders reize, sei erneuerbare Energie, sagt Reichert. „Es macht in keinem anderen Bereich so viel Sinn, sich fortzubilden, das kommt immer mehr.“ Aber auch darüber hinaus sei sein Job spannend und entwickle sich stetig weiter. „Allein die Steuerungstechnik — mit dem Handy kann man immer mehr machen, wenn es eine Internetschnittstelle gibt.“ Dann könne der Kunde selbst Einstellungen vornehmen, aber auch die Firma könne dann bei Bedarf per Blick auf die Daten sehen, wo ein Fehler liege.

Das bringt mit sich, dass die Arbeiter mehr wissen müssen, mehr können müssen, um die Anlagen zu verstehen, bedienen und reparieren zu können. Der Job wird nicht einfacher. Christian Otto beschreibt es so: „Früher gab es einen Hebel an einer Anlage. Heute ist das erheblich mehr. Und wir müssen auch mehr können. Vom Lüften der Heizkörper bis in die Tiefe der Heizungsanlagen.“

Dominik Reichert mag das. Abwechslung ist ihm wichtig, ebenso wie die Herausforderung, im Job noch mehr lernen zu können. Er will definitiv Fortbildungen machen, spricht vom Meister.

Reichert hatte einen qualifizierten Realschulabschluss - und dann die Oberstufe der Gesamtschule im ersten Jahr abgebrochen. „Das war nichts für mich“, sagt der Jahrgangsbeste seines Ausbildungsjahrgangs. Mit 18 Jahren ging er in die Ausbildung und hat es nicht bereut. „Allein schon, weil ich viel herumkomme. Wir arbeiten in Düsseldorf oder Köln und eben hier in Wuppertal.“

Nicht immer auf der gleichen Baustelle, im selben Büro, im selben Klassenzimmer - das ist Reichert wichtig, und das bietet der Job. Aber das kann auch nicht jedes Handwerk. Reichert hat etwa ein Praktikum in einem Kfz-Betrieb gemacht. Nach zwei Wochen in derselben Werkstatt habe es ihm gereicht.

Birgit Vrautz, in deren Wohnung das Bad gemacht wird, freut es, dass die Handwerker da sind. Ihr sei es wichtig, lokale Betriebe zu unterstützen. Der Draht sei kurz und das Ergebnis könne sich sehen lassen. Das ist auch Reichert wichtig. Er freut sich, wenn er am Ende des Tages sieht, was er geschafft hat. Wenn so ein Bad fertig ist, ist das nicht zu übersehen.