Kommentar Ein Beleg mehr

Was den NSU-Komplex angeht, muss man auf alles gefasst sein. Tatsache ist: Die Aufklärungsarbeit diverser Untersuchungsausschüsse hat viele Ungereimtheiten bis hin zu Vertuschungen ans Tageslicht gebracht.

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Mehr noch: Es bestehen berechtigte Zweifel an der offiziellen Version, dass die Sicherheitsbehörden nichts davon ahnten, dass drei Rechtsterroristen jahrelang mordend durchs Land zogen. Viele Dinge rund um den NSU passen auch fünf Jahre nach Aufdeckung hinten und vorne nicht zusammen - die neuen Erkenntnisse um einen V-Mann, so sie denn zutreffen, sind dafür ein weiterer Beleg.

Dieser Skandal ist noch lange nicht zu Ende. Sollte der Verfassungsschutz tatsächlich einen Zuträger so nah am Terrortrio gehabt haben, während es im Untergrund lebte und seine Taten beging, dann drängt sich die Frage neu auf, ob die Morde von staatlicher Seite nicht hätten verhindert werden können. Viele, die sich mit dem NSU lange beschäftigt haben, glauben, dass dies durchaus möglich gewesen wäre. Sie können sich jetzt erst recht bestätigt sehen.

Wobei jedem klar sein muss: V-Männer sind keine Ehrenmänner, die sich ohne Wenn und Aber in den Dienst des Staates stellen. Meist sind es zwielichtige Gestalten, fest verwurzelt in der Szene, die dann des Geldes wegen mit den Behörden kooperieren. Was aber keine Garantie beinhaltet, dass sie alle wichtigen Informationen weiterleiten oder alles wahr ist, was sie berichten. Gleichwohl muss sich der Staat nun erneut fragen, ob es richtig ist, über V-Männer Aktivitäten von Extremisten mitzufinanzieren oder eine Szene sogar am Leben zu erhalten. So, wie das in Thüringen der Fall gewesen ist. Auch wenn die Regeln nach den NSU-Ereignissen verschärft worden sind, ist und bleibt der V-Mann-Einsatz eine hochproblematische Angelegenheit. Mit vielen Risiken und Nebenwirkungen.