Studie: Niedriglohn führt oft zu besserer Bezahlung

Berlin (dpa) - Der Niedriglohnsektor in Deutschland ist nach einer neuen Studie besser als sein Ruf - und für viele der Einstieg in besser bezahlte Beschäftigung. Danach steigen jährlich 24,1 Prozent aller Geringverdiener in den Normalverdienerstatus auf.

In umgekehrter Richtung steigen 4,8 Prozent ab, geht aus der am Dienstag in Berlin veröffentlichten Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) hervor. Der Niedriglohnsektor reicht laut Studie bis 9 Euro pro Stunde.

Die Untersuchung wurde im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) erstellt, hinter der die Arbeitgeber der Metall- und Elektroindustrie stehen. Die Initiative sieht sich durch die Ergebnisse in ihrer Einschätzung bestätigt, Mindestlöhne seien schädlich.

Diese verhinderten bei Erwerbslosen den Einstieg in den Arbeitsmarkt und damit deren finanziellen und sozialen Aufstieg, betonte INSM-Geschäftsführer Hubertus Pellengahr. Deshalb dürfe der Niedriglohnsektor nicht geschwächt werden.

Die Studie kommt auch zu dem Ergebnis, dass eine Angst der Mittelschicht vor einem Abrutschen in den Niedriglohnbereich nicht belegbar sei. Die Ausdehnung des Niedriglohnsektors zwischen 1994 und 2009 sei nicht zu Lasten der Normalverdiener gegangen. Im Übrigen seien nur 16 Prozent der Geringverdiener armutsgefährdet; bei Arbeitslosen liege die Rate mit 60 Prozent um ein Vielfaches höher.