Studie: Pläne der Regierung fördern Schwarzarbeit
Experten kritisieren, dass Mindestlohn und Rente mit 63 die reguläre Arbeit teurer machen.
Tübingen (dpa). Die Bundesregierung schafft einer Studie zufolge neue Anreize, Geld mit Schwarzarbeit zu verdienen. Die Pläne für einen gesetzlichen Mindestlohn und die Rente mit 63 führten dazu, dass in Zukunft mehr Geld am Staat vorbei verdient werde, heißt es in einer Studie der Universität Linz und des Tübinger Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW).
Zwar würden in der Schattenwirtschaft in diesem Jahr 338,5 Milliarden Euro umgesetzt, was der niedrigste Wert seit mehr als 20 Jahren sei. Doch dieser Rückgang sei so schwach wie seit vielen Jahren nicht. IAW-Direktor Bernhard Boockmann und der Linzer Schattenwirtschaft-Experte Friedrich Schneider sagten, der Rückgang sei ausschließlich eine Folge der stabilen Konjunkturphase: Weil derzeit die Chancen auf einen regulären Job gut sind, fehle den Menschen die Zeit und die Motivation für Schwarzarbeit.
In den kommenden Jahren werde die große Koalition der Schwarzarbeit voraussichtlich sogar wieder Vorschub leisten. „Das macht sie natürlich nicht absichtlich, aber indirekt, indem sie reguläre Arbeit teurer macht“, sagte der IAW-Direktor. Pläne wie der flächendeckende Mindestlohn, die Rente mit 63 oder die höheren Beiträge zur Pflegeversicherung machten legale Arbeit unattraktiver. Zusammengerechnet erwarten die Experten durch diese Maßnahmen ein Wachstum der Schattenwirtschaft um drei Milliarden Euro pro Jahr.
Noch stärker wirke sich aus, dass die Bundesregierung die kalte Progression, also den heimlichen Steueranstieg durch Lohnerhöhungen, nicht ausgleichen will. Das erhöhe die Schattenwirtschaft um 5,3 Milliarden Euro.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hält das für Stimmungsmache gegen bessere soziale Standards. DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach: „Die Aussage, dass Mindestlöhne und die Rente mit 63 die Schwarzarbeit erhöhen, ist reine Spekulation und durch keinerlei Fakten unterlegt.“