Stuttgart-21-Gegner im Endspurt vor der Wahl
Stuttgart (dpa) - Eine Woche vor der Landtagswahl in Baden-Württemberg haben erneut Tausende gegen das umstrittene Bahnprojekt Stuttgart 21 demonstriert. Nach Angaben der Polizei nahmen rund 18 000 Menschen an der Kundgebung auf dem Stuttgarter Schlossplatz und dem anschließenden Protestzug teil.
Unterstützung bekamen die Demonstranten von zahlreichen Atomkraftgegnern, die sich mit gelben Anti-Atomkraft-Fahnen und -Plakaten unter die Projektgegner mischten.
Neben „Oben bleiben“ - also die Beibehaltung des bestehenden Kopfbahnhofs in Stuttgart - forderten die Demonstranten dieses Mal auch „Abschalten“ und „Abwählen“. „Beides, die Atomenergie-Nutzung und dieses unsinnige Bahnprojekt, sind Ausdruck einer starrhalsigen Politik“, hieß es bei der Kundgebung unter dem Motto „Den Wechsel wählen - Demokratie statt Stuttgart 21“.
Die Grünen legten im Streit um das Bahnprojekt nach: Eine von ihnen in Auftrag gegebene Studie kommt zu dem Ergebnis, dass am neuen Bahnhof nicht so viele Züge abgefertigt werden könnten wie von den Befürwortern behauptet. Das berichtet das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Die Bahn und das Stuttgarter Verkehrsministerium zweifeln an den Aussagen der Studie.
Nach Erkenntnissen der Wissenschaftler könnten in der geplanten achtgleisigen Station zwischen sieben und acht Uhr maximal 42 Züge abgefertigt werden, also gerade mal vier Züge mehr als im aktuellen Fahrplan 2011. Avisiert sind jedoch 49 Züge. Bahnvorstand Volker Kefer hält diese Aussage für nicht nachvollziehbar. Die Bahn sei weder in die Studie einbezogen noch über sie informiert worden, sagte er der Nachrichtenagentur dpa.
Tübingens grüner Oberbürgermeister Boris Palmer, der die Studie mit in Auftrag gegeben hatte, sagte: „Wir können sicher sagen, wie viele Züge fahren können und dass dort kein Platz für mehr Züge sein wird.“ Die Bahn hatte nach seinen Angaben nach dem Schlichterspruch deutlich gemacht, den vereinbarten Stresstest alleine durchführen zu wollen, weshalb die Grünen eine eigene Studie in Auftrag gegeben hatten. Mitglieder des Schlichtungsteams hätten eine Fahrplankonstruktion vorgenommen und seien zu dem Ergebnis gekommen, dass Stuttgart 21 die Kapazität des Bahnhofs kaum erhöhe.
Die Deutsche Bahn hatte sich verpflichtet, einen Stresstest für den geplanten Bahnknoten Stuttgart 21 anhand einer Simulation durchzuführen. Sie muss dabei den Nachweis führen, dass ein Fahrplan mit 30 Prozent Leistungszuwachs möglich ist. Mit einem Ergebnis sei aber erst im Juni zu rechnen, erklärte Kefer. Der Stuttgarter Hauptbahnhof soll in eine unterirdische Durchgangsstation umgewandelt und an eine Schnellbahntrasse angeschlossen werden.