Barmer GEK Termin beim Facharzt: Vernetzte Versorgung soll Wartezeiten verkürzen
Düsseldorf. Patienten sollen künftig weniger lang auf Facharzttermine warten müssen. Dafür wurden die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) jetzt verpflichtet, bis Januar 2016 Termin-Servicestellen einzurichten.
Die Barmer GEK zweifelt daran, dass das der sinnvollste Weg ist.
Gefühlt kennt es jeder: Es dauert ewig, bis ein Patienten einen Facharzttermin bekommen. Das soll sich jetzt ändern. Mit dem Versorgungsstärkungsgesetz von Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU), das im Juli beschlossen wurde, wird die Kassenärztliche Vereinigung ab Januar 2016 verpflichtet, Termin-Servicestellen einzurichten und Facharzttermine innerhalb von vier Wochen zu vermitteln.
Die Barmer GEK sieht darin aber nicht die abschließende Lösung des Problems. Bei einem Pressegespräch in Düsseldorf sagten NRW-Landesgeschäftsführer Heiner Beckmann und Geschäftsbereichsleiter Karsten Menn am Dienstag, dass sie befürchten, dass aus der sinnvollen Maßnahme ein „bürokratisches Monster“ werde, für das zu viele Stellen geschaffen werden müsste. Menn betonte, dass er zudem logistische Schwierigkeiten darin sehe, dass die KV überhaupt über freie Termine Bescheid wisse.
Ein weiteres Problem: Psychotherapien seien erst in einem Jahr in das neue Gesetz integriert. Es gebe einen riesen Versorgungsmangel bei diesem Ärzten, sagte Menn. Sie gelten aber nicht als Fachärzte und seien deswegen nicht im Gesetz integriert. „Das Problem werden wir noch ein Jahr vor uns herschieben“, sagte Menn mit Blick auf eine Überarbeitung der Psychotherapie-Richtlinie im Jahr 2016.
Laut Barmer GEK sei die Lösung für die langen Wartezeiten vielmehr eine vernetzte Versorgung, die durch den Hausarzt direkt koordiniert werden müsste. Dafür gebe es erfolgreiche Beispiele etwa in Solingen und im Siegerland, so Menn. Wichtig für die Umsetzung sei eine flächendeckende Versorgung mit Hausärzten. Menn verwies darauf, dass diese in ländlichen Gebieten NRWs wie Ostwestfalen und dem Sauerland nicht mehr dauerhaft sichergestellt sei. Es müssten mehr Anreize für Niederlassungen geschaffen werden.
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) sieht das Problem langer Wartezeiten nicht. Einer Versichertenbefragung zufolge, die Ende August in Berlin vorgestellt wurde, müsse nur jeder zehnte Patient zu lang auf einen Termin warten. Fast zwei Drittel aller rund 6000 befragten Patienten bekomme innerhalb von drei Tagen einen Termin. Nur etwa jeder neunte Patient warte länger als drei Wochen, erklärte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen.
Mit 6,7 Millionen Mitgliedern ist die Barmer GEK die drittgrößte gesetzliche Versicherung Deutschlands, hinter der AOK und der TK.