NSU-Mord in Dortmund: Böhnhardt soll Tatort ausgespäht haben

München (dpa) - Mindestens einer der beiden Männer des mutmaßlichen NSU-Terrortrios soll ein halbes Jahr vor dem Mord an dem türkischstämmigen Gewerbetreibenden Mehmet Kubasik den Tatort in Dortmund ausgespäht haben.

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Das sagte eine Ermittlerin des Bundeskriminalamtes (BKA) am Dienstag als Zeugin im Münchner NSU-Prozess. Sie sei auf diese Spur gestoßen, als sie in den Asservaten eine in Dortmund abgestempelte Postkarte fand, die an die Adresse der Zwickauer Fluchtwohnung des NSU-Trios adressiert war.

Kubasik ist das achte der neun Opfer mit Migrationshintergrund. Das Motiv war in diesen Fällen nach Überzeugung der Bundesanwaltschaft rassistischer Hass. Außerdem soll der NSU die Heilbronner Polizistin Michèle Kiesewetter erschossen haben. Vor dem Oberlandesgericht München muss sich Beate Zschäpe als mutmaßliche Mittäterin verantworten.

Die Postkarte zeige das Bild eines Elefantenbabys, sagte die Ermittlerin. Handschriftlich hätten darauf die Worte gestanden: „Viele liebe Grüße, das Wetter ist schön.“ Eine graphologische Untersuchung habe ergeben, dass es sich „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ um die Handschrift von Uwe Böhnhardt handele. Bei der Post sei die Karte am 21. September 2005 gestempelt worden. Kubasik wurde am 4. April 2006 mutmaßlich von Böhnhardt und Uwe Mundlos erschossen.

Die Beamtin sagte auch, dass die Spur beim BKA zuerst übersehen worden sei. Der zunächst zuständige Ermittler habe vermerkt, sie habe mit dem NSU-Trio nichts zu tun, weil der Empfängername „Matthias D.“ gelautet habe. Ihr sei die Karte aber später aufgefallen, weil sie diesen Namen als geläufigen Aliasnamen des Trios kannte.