Staatsbesuch in Großbritannien Trump beleidigt Londoner Bürgermeister als „eiskalten Loser“

London · Bereits im Vorfeld seiner Europareise sorgt Trump für einigen Unmut und beleidigt Londons Bürgermeister via Twitter.

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US-Präsident Donald Trump ist zu einem Staatsbesuch in Großbritannien eingetroffen. Königin Elizabeth II. empfing Trump und seine Frau Melania am Montag im Buckingham-Palast. Politische Gespräche mit Premierministerin Theresa May sind erst am Dienstag geplant. Mit Äußerungen zum Brexit und zur britischen Innenpolitik sorgte Trump aber schon vorher für Wirbel. Trump legte sich zudem mit dem Londoner Bürgermeister Sadiq Khan an, den er als "Verlierer" beschimpfte.

Am Londoner Flughafen Stansted wurde Trump vom britischen Außenminister Jeremy Hunt und von US-Botschafter Woody Johnson begrüßt. Mit dem Hubschrauber ging es dann weiter zur Botschafterresidenz Winfield House.

Großbritannien, London: Sadiq Khan, Bürgermeister von London, spricht während einer Versammlung zur Bürgermeisterwahl.

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Nach dem Empfang und einem Mittagessen bei der Queen sollte das US-Präsidentenpaar einen Kranz am Grabmal des unbekannten Soldaten in der Westminster Abbey niederlegen. Am Nachmittag wurden Trump und seine Frau zum Tee bei Thronfolger Charles und dessen Frau Camilla erwartet. Am Abend stand dann ein Staatsbankett im Buckingham-Palast auf dem Programm.

Trump besucht die britische Hauptstadt inmitten der Brexit- und Regierungskrise. Neben May, die wegen des Scheiterns ihres Brexit-Kurses bald abtreten wird, kommt der US-Präsident möglicherweise auch mit dem früheren britischen Außenminister Boris Johnson und dem Brexit-Hardliner Nigel Farage zusammen. Trump sagte vor seinem Abflug nach London: "Sie wollen sich treffen."

In Zeitungsinterviews hatte Trump zuvor seine Kritik am Brexit-Kurs der britischen Regierung erneuert und Mays Nachfolger dazu aufgerufen, die Verhandlungen mit der EU notfalls abzubrechen. "Wenn man keinen fairen Deal bekommt, dann geht man einfach", sagte Trump der "Sunday Times".

Er empfahl der britischen Regierung auch, Farage in die Verhandlungen mit Brüssel einzubeziehen. Dieser habe "eine Menge zu bieten". Am Freitag hatte der US-Präsident bereits Ex-Außenminister Johnson als künftigen Premierminister empfohlen. "Ich glaube, Boris würde eine sehr gute Arbeit machen", sagte Trump.

Über Khan schrieb Trump am Montag im Onlinedienst Twitter, der Politiker von der oppositionellen Labour-Partei mache als Bürgermeister einen "furchtbaren Job" und habe sich ihm gegenüber "dummerweise fies" verhalten. Khan sei ein "eiskalter Verlierer, der sich auf die Kriminalität in London konzentrieren sollte, nicht auf mich." In einem zweiten Tweet schrieb Trump, Khan erinnere ihn sehr stark an den "sehr dummen und inkompetenten" New Yorker Bürgermeister Bill de Blasio.

Khans Sprecher wies Trumps Kritik als beleidigend zurück. Solche "kindischen Beleidigungen" sollten eigentlich "unter der Würde des Präsidenten der Vereinigten Staaten" sein, sagte er.

Khan hatte am Sonntag im Sender Sky News kritisiert, dass Trump in London "der Rote Teppich" ausgerollt werde. Im "Observer" griff er Trump zudem für sein "spaltendes Verhalten" an. Der US-Präsident sei eines der "ungeheuerlichsten Beispiele" für die "wachsende weltweite Gefahr" durch die politische Rechte.

Trump und Khan sind bei Twitter schon öfter aneinandergeraten. Khan, dessen Eltern aus Pakistan stammen, kritisierte unter anderem Trumps Einreiseverbot für Menschen aus muslimischen Ländern und warf dem US-Präsidenten vor, Ausländerfeindlichkeit und Rassismus als "Wahlkampftaktik" einzusetzen.

Seine Teilnahme an dem Staatsbankett für Trump hatte Khan bereits im Vorfeld des Besuchs abgesagt. Auch Labour-Chef Jeremy Corbyn, der Trump eine "inakzeptable Einmischung" in die inneren Angelegenheiten Großbritanniens vorwarf, und Parlamentspräsident John Bercow sagten ab.

In London sind während Trumps Besuchs große Proteste geplant. Dabei wollen die Veranstalter wie schon beim Trump-Besuch vor einem Jahr einen riesigen Ballon in Form eines Trump-Babys mit Windeln aufsteigen lassen. Amnesty International hängte an einer Brücke vor der US-Botschaft Protestplakate auf.

mid/lan

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(AFP)