Umfrage: Unsichere Arbeit gefährdet sozialen Frieden

Berlin (dpa) - Mehr als 80 Prozent der Bundesbürger sehen laut einer repräsentativen Umfrage den sozialen Frieden durch ungesicherte Arbeitsverhältnisse junger Menschen in Gefahr. Noch herrschten hierzulande zwar nicht Verhältnisse wie in Spanien oder Großbritannien, sagte IG-Metall-Vize Detlef Wetzel.

Gleichwohl würden aber auch in Deutschland auf dem Arbeitsmarkt soziale Spaltungstendenzen deutlich. So arbeitete mehr als jeder zweite junge Mensch unter 30 Jahren in prekärer Beschäftigung, darunter viele in Leiharbeit und in Minijobs, sagte Wetzel. Aktuell sei jeder zehnte der Jungen ohne Arbeit. Ein Drittel der Jugendlichen finde keinen Ausbildungsplatz, der ihren Wünschen und Neigungen entspreche.

Von 100 Arbeiterkindern fänden nur 23 den Weg in ein Studium. Mehr als 1,5 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 29 Jahren gelten als ungelernt und befinden sich laut dem Bund-Länder-Bildungsbericht auch nicht mehr in Fortbildung oder einer Beschäftigung.

Nach der von der IG Metall in Auftrag gegebenen Infratest-Umfrage verneinen knapp 70 Prozent der Bundesbürger die Aussage, dass in Deutschland genug für die junge Generation getan werde. Von den befragten Erwerbstätigen unter 35 Jahren billigen 48 Prozent den Gewerkschaften zu, sich „sehr stark“ oder „stark“ für die Zukunftsperspektiven der jungen Generation einzusetzen. Nur 21 Prozent glauben, dass dies auch für die Parteien zutrifft.

Neben einer guten Ausbildung und einem stabilen Arbeitsverhältnis werde für junge Menschen die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu einer immer größeren Herausforderung, sagte Wetzel. Die IG Metall präsentierte dazu eine aktuelle Umfrage unter Betriebsräten. Danach gibt es erst in zehn Prozent der Betriebe „belastbare Vereinbarungen“ über flexible Arbeitszeitregelungen zur Kleinkinder-Betreuung. In weiteren vier Prozent der Unternehmen werde darüber verhandelt.

Bei der Umfrage gaben 67 Prozent der Betriebsräte an, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in ihrem Arbeitsbereich ein „wichtiges“ oder „sehr wichtiges“ Thema sei. Die IG Metall werde das Thema Vereinbarkeit weiter auf der Agenda haben, sagte Wetzel.

Am 1. Oktober will die IG Metall in Köln 15 000 junge Kollegen zu einem Jugendaktionstag einladen. Mit rund 400 000 Mitgliedern unter 35 Jahren sei die IG-Metall-Jugend die größte politische Jugendorganisation in Deutschland.

Die IG Metall befragte nach eigenen Angaben Mitte Juli bis Anfang August mehr als 4000 Betriebsräte in Industrie-, Handwerks- und Dienstleistungsunternehmen. Des weiteren befragte Infratest im Auftrag der Gewerkschaft am 16. und 17. August 1000 Bundesbürger.