Uni will Bericht zu Guttenberg-Arbeit veröffentlichen

Bayreuth (dpa) - Die Universität Bayreuth will ihren Bericht zur Plagiatsaffäre um die Doktorarbeit von Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) notfalls auch gegen dessen Willen veröffentlichen.

„Wir wollen eine klare Aussage zum wissenschaftlichen Fehlverhalten zu Guttenbergs treffen und das Thema öffentlich aufarbeiten“, sagte Uni-Sprecher Frank Schmälzle am Samstag der Nachrichtenagentur dpa. Nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ (Samstag) kommt die eingesetzte Untersuchungskommission zu dem Schluss, dass der Ex-Verteidigungsminister absichtlich abgeschrieben habe. Guttenberg will eine Veröffentlichung verhindern.

Uni-Sprecher Schmälzle bestätigte am Samstag Medienberichte, dass Guttenbergs Anwälte in einem Brief gebeten hätten, den Untersuchungsbericht nicht zu veröffentlichen. Sie verwiesen darin auf die Persönlichkeitsrechte ihres Mandanten. „Wir haben den Anwälten in einem Schreiben geantwortet und unser Interesse deutlich gemacht, die Öffentlichkeit informiert zu halten“, betonte Schmälzle. Bei seinem Rücktritt hatte Guttenberg noch erklärt, er werde sich nun nach Ende seiner Ministertätigkeit an der Aufklärung der Vorwürfe gegen ihn beteiligen.

Unter Berufung auf die Untersuchungskommission berichtete die „Süddeutsche Zeitung“, dass sich die kopierten Passagen in der Doktorarbeit nur durch absichtliches Verhalten erklären ließen. Der offizielle Bericht solle Ende April fertig sein, ein genaues Datum für eine mögliche Veröffentlichung gibt es aber noch nicht.

Uni-Präsident Rüdiger Bormann sagte den „Nürnberger Nachrichten“ (Samstag), die Uni-Leitung habe Guttenberg schriftlich aufgefordert, „entsprechend seiner früheren Äußerungen und Stellungnahmen, seine Vorbehalte bezüglich der Veröffentlichung, insbesondere hinsichtlich des Ergebnisses der Prüfung der erhobenen Plagiatsvorwürfe, zurückzunehmen und eine umfassende Information zu unterstützen“.

Dem Berliner „Tagesspiegel“ sagte Bormann: „Wir möchten das Ergebnis - auch zur Frage des Täuschungsvorsatzes - öffentlich machen.“ Er sehe in dem Verhalten des Politikers einen „vollkommenen Widerspruch“ zu dessen Rücktrittsrede, in der er Aufklärung versprochen hatte. „Es besteht ein ganz starkes öffentliches Interesse, wie die Uni den Vorfall bewertet.“

Die Uni Bayreuth prüft nach Angaben ihres Sprechers, welche rechtlichen Möglichkeiten bestehen, falls die Anwälte Guttenbergs nicht einlenken. „Unser Anliegen ist es, dass die Wissenschaft keinen weiteren Schaden nimmt“, sagte Schmälzle. Guttenbergs Büro war am Samstag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ berichtete unterdessen, dass die Plagiatsaffäre möglicherweise keine strafrechtlichen Folgen haben werde. Die bayerische Justiz suche derzeit nach Präzedenzfällen, in denen Ermittlungen wegen Urheberrechtsverstößen mangels öffentlichen Interesses eingestellt wurden, berichtete das Blatt. Die Staatsanwaltschaft in Hof sagte dazu laut „Spiegel“, dass erst der Sachverhalt ermittelt werde. Erst danach werde eine mögliche Strafbarkeit und das öffentliche Interesse geprüft.

Guttenberg war wegen der Vorwürfe, er habe zahlreiche Passagen seiner Doktorarbeit von anderen Autoren übernommen und dies nicht gekennzeichnet, Anfang März von allen politischen Ämtern zurückgetreten. Die Universität Bayreuth hat Guttenberg bereits den Doktortitel aberkannt, eine Gremium der Hochschule soll die Hintergründe der Vorwürfe allerdings zusätzlich noch ergründen.