Verdienstunterschiede zwischen Frauen und Männern unverändert
Wiesbaden (dpa) - Frauen verdienen in Deutschland weiterhin deutlich weniger Geld als Männer. Die Differenz bei den durchschnittlichen Stundenlöhnen betrug 2012 wie in den Vorjahren 22 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte.
Mit einem Brutto-Stundenlohn von 15,21 Euro lagen die Frauen deutlich hinter den Männern, die auf 19,60 Euro kamen. Die Differenz hat sich seit 2006 kaum verändert.
Etwa zwei Drittel der Differenz erklären die Statistiker mit strukturellen Gründen: Frauen arbeiten eher in schlechter bezahlten Berufen, in Teilzeit und im Schnitt auf niedrigeren Führungsstufen. Das letzte Drittel der Lohnlücke zwischen den Geschlechtern lässt sich daraus aber nicht erklären. Der bereinigte Wert lag 2010 bei 7 Prozent, neuere Angaben liegen noch nicht vor.
Das heißt, dass Frauen bei gleicher Qualifikation und Tätigkeit 7 Prozent weniger verdienen als Männer. Als mögliche, aber unbelegte Gründe nennt das Bundesamt familienbedingte Erwerbspausen, die Frauen in ihrer Karriere zurückwerfen könnten. Außerdem seien Frauen bei Gehaltsverhandlungen möglicherweise zurückhaltender.
Die schlechteren Einkommens- und Karriereaussichten dürften nicht den Frauen angelastet werden, schreibt die Präsidentin der Organisation Deutsche Business and Professional Women, Henrike von Platen. Der Arbeitsmarkt sei nach wie vor auf männliche Erwerbsbiografien zugeschnitten. In einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Rundschau“ verlangt von Platen ein „geschlechtergerechtes Tarifsystem“, das die Leistung von Frauenberufen auch finanziell abbilde. Besonders benachteiligt seien die vielen Frauen im Gesundheitssystem. Die Politik setze zudem mit Ehegatten-Splitting, Mini-Jobs und Betreuungsgeld falsche Anreize.
Von Platen brachte 2008 den „Equal Pay Day“ nach Deutschland. Der Tag an diesem Donnerstag (21. März) soll den Zeitpunkt markieren, bis zu dem Frauen zusätzlich arbeiten müssten, um auf das Entgelt zu kommen, das Männer bereits am Ende des Vorjahres in der Tasche hatten.