Verunglückte Kadettin: Mutter will Entschuldigung
München/Berlin (dpa) - Nach den öffentlichen Spekulationen über den Tod einer Kadettin auf dem Segelschulschiff „Gorch Fock“ erhebt die Mutter der jungen Frau schwere Vorwürfe gegen die Bundeswehr.
Hintergrund sind mehrere Informationspannen. „Wir erwarten, dass Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) sich dafür entschuldigt“, forderte der Anwalt der betroffenen Familie, Thomas Kock, dem Magazin „Focus“. Seine Mandantin sei „am Ende ihrer Kräfte“.
Tagelang habe die Mutter lesen müssen, „wie die Marineführung über das vermeintliche Übergewicht von Sarah Lena (Seele) spekulieren ließ“, sagte Kock. Ende Januar erhielt die Mutter zudem einen Brief vom Streitkräfteamt im Bonn, der an die inzwischen verstorbene Tochter adressiert war. Darin bot das Amt psychologische Hilfe an - das Standardschreiben bezog sich auf einen früheren Auslandseinsatz der Soldatin. Die Bundeswehr räumte auf „Focus“-Anfrage ein „Versehen“ ein.
Angesichts der Vorfälle auf der „Gorch Fock“ dringt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf schnelle Aufklärung. Die Berichterstattung über den Fall müsse für die Hinterbliebenen „sehr schmerzlich“ sein, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag in Berlin. Deshalb halte Merkel es für notwendig, die Vorgänge auf dem Schiff nun „möglichst bald aufzuklären“. Die „Gorch Fock“ traf am Freitag im chilenischen Hafen Valparaiso ein. Dort soll das Ermittlerteam von Bord gehen und nach Deutschland zurückkehren.
Zuletzt hatten Berichte über das Gewicht der Offiziersanwärterin bei dem tödlichen Unfall auf der „Gorch Fock“ im November für Aufsehen gesorgt. Die 25-Jährige war aus der Takelage des Schiffes gestürzt. Bei der Obduktion soll die Leiche 83 Kilogramm bei einer Körpergröße von 1,58 Meter gewogen haben. Bei einem solch massiven Übergewicht hätte die Kadettin nicht in die Takelage steigen dürfen. Wie schwer die 25-Jährige zum Zeitpunkt des Todes genau war, blieb offen. Das Verteidigungsministerium wollte die Berichterstattung unter Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht kommentieren.