Viele Kassenpatienten warten wochenlang auf Arzttermin
Berlin (dpa) - Gut jeder fünfte gesetzlich Versicherte (22 Prozent) muss mehrere Wochen auf einen Arzttermin warten. Bei 11 Prozent sind es zwischen einer und drei Wochen, bei ebensovielen mehr als drei Wochen.
Das zeigt eine am Montag in Berlin veröffentlichte Umfrage der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Bei Privatversicherten müssen nur 4 Prozent länger als drei Wochen warten. Gar keine Wartezeit hatten demnach zuletzt 32 Prozent der Kassen- und 38 Prozent der Privatpatienten.
Der KBV-Vorsitzende Andreas Köhler räumte ein, es gebe Fälle, in denen Patienten eindeutig zu lange warten müssten. „Für sie müssen wir noch Lösungen finden.“ Rund die Hälfte der gesetzlich Versicherten werde aber sofort behandelt oder war in Praxen ohne Terminvergabe. „Von den Übrigen fanden über Dreiviertel die Wartezeit nicht zu lang“, hielt Köhler fest.
In der Praxis mussten zuletzt 27 Prozent länger als eine halbe Stunde warten, davon 9 Prozent länger als eine Stunde. Bei den Privatversicherten mussten lediglich 14 Prozent länger als eine halbe Stunde warten.
Angesichts einer Steigerung bei den medizinisch nicht unbedingt nötigen Leistungen, die die Versicherten aus eigener Tasche zahlen müssen, rief Köhler die Ärzte zum Maßhalten auf. Der Anteil der Versicherten, die vom Arzt eine solche Leistung angeboten bekommen haben, stieg leicht von 22 Prozent 2008 auf nun 24 Prozent. Fast jeder Fünfte fand die Bedenkzeit zu kurz. Die Ärzte sollten mit diesem Bereich sensibel umgehen, sagte Köhler.
Praktisch unverändert gaben 91 Prozent an, ein gutes bis sehr gutes Vertrauensverhältnis zu ihrem Arzt zu haben. Auch die fachlichen Fähigkeiten beurteilen 92 Prozent der Befragten positiv.
Internetportale zur Arztbewertung haben für die meisten Versicherten noch keine große Bedeutung. Nur 10 Prozent gaben an, diese bereits genutzt zu haben. Von diesen fanden mehr als die Hälfte, nämlich 55 Prozent, die Portale nicht hilfreich. „Die Krankenkassen überschätzen die Relevanz von Arztbewertungsportalen“, sagte KBV-Vorstand Carl-Heinz Müller.
Insgesamt waren 28 Prozent der Befragten in den vergangenen zwölf Monaten drei bis fünfmal bei einem Hausarzt, 12 Prozent ein-, 16 Prozent zweimal. Bei 6 Prozent waren es sechs bis zehnmal. Mit dem Alter steigt der Umfrage zufolge auch die Häufigkeit des Arztbesuchs.