Von der Leyen will Bundeswehr familienfreundlicher machen
Berlin (dpa) - Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen will die Bundeswehr zu einem familienfreundlichen Unternehmen umbauen. „Mein Ziel ist es, die Bundeswehr zu einem der attraktivsten Arbeitgeber in Deutschland zu machen.
Das wichtigste Thema ist dabei die Vereinbarkeit von Dienst und Familie“ sagte die CDU-Politikerin der „Bild am Sonntag“.
Die Truppe müsse Dienst- und Familienzeiten besser aufeinander abstimmen. „Unsere Soldatinnen und Soldaten lieben ihren Beruf, aber sie möchten auch, dass ihre Ehen halten und sie ein glückliches Familienleben führen.“ Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hellmut Königshaus, begrüßte die Pläne ausdrücklich. Die SPD mahnte, den Ankündigungen schnell Taten folgen zu lassen.
Künftig sollen Soldaten nach dem Willen der Ministerin ganz selbstverständlich Teilzeitmöglichkeiten nutzen können, etwa die Option einer Drei- oder Viertagewoche in einer Familienphase, ohne Karriererückschritte. „Ich denke auch an Lebensarbeitszeitkonten, auf die Überstunden eingezahlt werden und von denen Freizeiten abgehoben werden können, sei es für die Betreuung von kleinen Kindern oder alter Eltern.“
Die häufigen Versetzungen der Soldaten will von der Leyen auf das Notwendige begrenzen. Karriere bei der Bundeswehr dürfe im Regelfall nicht bedeuten: immer im Dienst und alle paar Jahre ein Umzug. „Ich werde mir das System der nahezu automatischen Versetzungen alle zwei bis drei Jahre genau ansehen. Wenn jemand eine steile Karriere macht, dann geht das auch in großen Wirtschaftskonzernen nicht ohne häufige Positions- und Ortswechsel. Aber die Frage ist, ob dies für die große Mehrheit der Soldatinnen und Soldaten immer sinnvoll ist.“
Als eine der ersten Maßnahmen plant von der Leyen den Ausbau der Kinderbetreuung in den Kasernen. Für die Betreuung in Randzeiten sollte stärker mit flexiblen Tagesmüttern gearbeitet werden.
Der Wehrbeauftragte Königshaus bezeichnete im „Handelsblatt“ (Montag) die Familienfreundlichkeit als einen entscheidenden Baustein der Neuausrichtung der Bundeswehr. Gerade weil der Dienst immer auch von persönlichen Härten geprägt sein werde, müsste das Möglichste getan werden, um das Arbeitsumfeld familienfreundlich zu gestalten. Die schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie das beruflich notwendige Pendeln sind häufig genannte Kritikpunkte der Soldaten.
SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold sagte der „Leipziger Volkszeitung“ (Montag), es sei bekannt, „dass die Ministerin sehr schnell Überschriften setzt“. Aber grundsätzlich unterstütze seine Partei die Abkehr vom Denken des früheren Verteidigungsministers Thomas de Maizière (CDU), „der die Soldaten in erster Linie als Soldaten, als Beamte betrachtet und der nur das Dienen im Auge gehabt“ habe. Der SPD-Verteidigungspolitiker Hans-Peter Bartels sagte dem „Tagesspiegel“, es sei „richtig und überfällig, dass die Verteidigungsministerin sich jetzt gleich dieser Sache annimmt“.
Für die Linksfraktion nannte die Abgeordnete Inge Höger die Ankündigungen blanken Hohn. „Es gibt keine Teilzeitkriege und keine familienfreundlichen Militäreinsätze, doch genau solche Auslandseinsätze sind in der Zwischenzeit das Kerngeschäft der Bundeswehr.“