Warnstreikwelle trifft Hessen und Süddeutschland
München (dpa) - Im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes hat die Gewerkschaft Verdi ihre Warnstreiks am Dienstag auf Hessen, Bayern und Baden-Württemberg ausgedehnt.
Schwerpunkte waren unter anderem der öffentliche Nahverkehr, in Bayern Kindergärten, Müllabfuhr und Straßenreinigung. Die Gewerkschaft mobilisierte nach eigenen Angaben in den drei Bundesländern 38 000 Arbeitnehmer.
An diesem Mittwoch sollen Nordrhein-Westfalen und die Hauptstadt Berlin folgen: In Köln, Düsseldorf und den Ruhrgebietsmetropolen sollen viele kommunale Busse und Bahnen den ganzen Tag in den Depots bleiben. In Berlin sind Arbeitsniederlegungen unter anderem bei der Stadtreinigung und der Wasserversorgung geplant.
Die Gewerkschaft fordert für die bundesweit rund zwei Millionen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes in Kommunen und beim Bund 6,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 200 Euro. Verdi-Chef Frank Bsirske drohte bei der zentralen Kundgebung in München erneut mit einem unbefristeten Streik. Bei der nächsten Verhandlungsrunde am Mittwoch und Donnerstag nächster Woche „fallen die Würfel“, sagte er. Entweder es gebe ein akzeptables Angebot, oder es werde eine Urabstimmung über einen Streik geben.
Die Arbeitgeber bieten bisher für zwei Jahre 3,3 Prozent. „Was die Arbeitgeber bisher auf den Tisch gelegt haben, ist programmierter Reallohnverlust“, sagte Bsirske dazu. „Das liegt noch unter dem Inflationsausgleich.“ Kräftige Lohnerhöhungen seien in diesem Frühjahr nicht nur ein Gebot der sozialen Gerechtigkeit, sondern auch ein Gebot der ökonomischen Vernunft. „Je düsterer die Konjunkturaussichten im europäischen Umfeld, desto wichtiger wird, was auf dem deutschen Binnenmarkt passiert“, betonte Bsirske.
In Frankfurt fuhren seit dem Morgen keine Straßenbahnen und U-Bahnen mehr. Auch in anderen hessischen Städten wurde der Nahverkehr eingeschränkt. In Bayern wurde der Nahverkehr nicht bestreikt, dafür blieben in München, Nürnberg und anderen Städten Kindergärten geschlossen und die Mülltonnen ungeleert. In München schlossen sich nach Polizeischätzungen bis zu 10 000 Menschen der Verdi-Demonstration an.
In Baden-Württemberg beschränkten sich die Warnstreiks auf die Region um Heilbronn am Neckar. Nach Verdi-Angaben beteiligten sich dort etwa 1000 Beschäftigte.