90.000 Passagiere betroffen Lufthansa streicht 800 Flüge wegen Verdi-Warnstreiks

Berlin (dpa) - Reisende müssen sich wegen massiver Warnstreiks im öffentlichen Dienst an diesem Dienstag auf Flugausfälle und lange Wartezeiten einstellen. Die Lufthansa strich rund 800 Flüge, die Hälfte aller geplanten Verbindungen.

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Bestreikt werden die Flughäfen in Frankfurt/Main, München, Köln und Bremen. Die Ausstände an den Flughäfen sollen auf Dienstag beschränkt sein - die Gewerkschaften Verdi und Beamtenbund dbb kündigten bis Freitag allerdings weitere bundesweite Warnstreiks im gesamten öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen an, etwa auch an Kitas und im Nahverkehr.

An den Flughäfen seien starke Einschränkungen zu erwarten, sagte Verdi-Chef Frank Bsirske am Montag in Berlin. Unter anderem fallen laut Lufthansa 58 Interkontinentalflüge aus. Von den Streichungen seien rund 90.000 Passagiere betroffen. Die Kunden könnten einmalig ihren Flug kostenfrei umbuchen oder im Inland auf die Bahn ausweichen, hieß es vom Luftfahrtkonzern.

Lufthansa-Personalchefin Bettina Volkens reagierte empört auf die Warnstreik-Eskalation im öffentlichen Dienst. „Es ist vollkommen inakzeptabel, dass die Gewerkschaft diesen Konflikt auf dem Rücken unbeteiligter Fluggäste austrägt. Lufthansa ist gar nicht Partei in diesem Tarifkonflikt, dennoch sind vor allem unsere Kunden und wir von den Folgen der Auseinandersetzung betroffen“, sagte sie.

An den einstmals staatlich betriebenen Flughäfen arbeiten noch zahlreiche Beschäftigte der Kommunen. Bestreikt werden sollen unter anderem Bodenverkehrsdienste, etwa bei der Gepäckabfertigung und auf dem Rollfeld, sowie Sicherheitspersonal für Personenkontrollen. Laut Verdi werden teils auch Flughafenfeuerwehren bestreikt.

Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport kündigte gesperrte Personenkontrollen an den vor allem von Lufthansa genutzten Flugsteigen A und Z an. In München wurden 240 Flüge gestrichen. Die Lufthansa rät ihren Passagieren, sich auf der Webseite lufthansa.com über ihren Flugstatus zu informieren.

Verdi und der Beamtenbund dbb, der auch Angestellte vertritt, fordern für die bundesweit 2,3 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen sechs Prozent mehr Lohn und Gehalt, mindestens aber 200 Euro pro Monat. An diesem Sonntag beginnt in Potsdam die dritte Verhandlungsrunde, am 17. April soll es ein Ergebnis geben. „Die Arbeitgeber haben bislang kein Angebot vorgelegt“, kritisierte Bsirske. Die „Blockadehaltung“ müsse endlich aufgegeben werden.

Bis Freitag sollen zudem bundesweit reihenweise Kitas geschlossen bleiben, ebenso Servicestellen von Versorgungsunternehmen, Schwimmbäder und Recyclinghöfe. Busse und Bahnen des Nahverkehrs sollen stillstehen, Müll nicht abgeholt werden. Auch Pflegeheime und Krankenhäuser sollen bestreikt werden. Laut dbb sind an diesem Dienstag die Arbeitnehmer in ganz Sachsen und Thüringen und zu Warnstreiks aufgerufen, am Mittwoch in Nordrhein-Westfalen.

Der kommunale Arbeitgeberverband VKA kritisierte Verdi scharf. „Der von den Gewerkschaften geschürte Konflikt setzt weniger die Arbeitgeberseite unter Druck als die Bevölkerung“, sagte VKA-Präsident Thomas Böhle. Ein gemeinsamer Kompromiss könne gefunden werden. Die Streiks seien Öffentlichkeitsarbeit der Gewerkschaften.

Der Arbeitgeberverband BDA forderte neue gesetzliche Regeln für Streiks: „Dieser Angriff auf die Drehkreuze des Luftverkehrs in Deutschland schädigt die Volkswirtschaft massiv.“

Der dbb drohte mit weiteren Ausständen. Die jetzt anstehenden Warnstreiks sollten den Arbeitgebern vor der wohl entscheidenden Tarifrunde die Stimmung bei den Beschäftigten aufzeigen, sagte dbb-Chef Ulrich Silberbach bei einer Protestkundgebung vor dem Bundesfinanzministerium in Berlin. „Wenn Ihr meint, Ihr könnt uns am Dienstag mit Almosen abspeisen, dann geht das eben weiter“, sagte Silberbach mit Blick auf den Verhandlungsdienstag kommende Woche in Potsdam. „Wir sind kampfbereit auch für die Zeit danach.“