Nach Millionen-Erbe Weitere Erbschaft für die AfD - Polizei fand Testament in Wohnung
Berlin/Bückeburg · Vor wenigen Wochen erst schickte die AfD-Spitze einen Spendenaufruf an die Parteimitglieder. Jetzt wird bekannt: Der Schatzmeister wusste da schon von einem Millionen-Erbe. Der Fall ist allerdings etwas kompliziert.
Die AfD hat neben den Millionen eines Ingenieurs aus Niedersachsen noch ein zweites, kleineres Vermögen geerbt. Bei der Erbschaft, auf die der inzwischen ausgeschiedene Bundesschatzmeister, Klaus Fohrmann, in seiner Rede auf dem Parteitag in Braunschweig im Dezember angespielt habe, handele es sich um eine weitere Erbschaft, „für die wir auch sehr dankbar sind“, sagte der stellvertretende AfD-Bundesschatzmeister, Carsten Hütter, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Diese Erbschaft sei allerdings von der Summe her „nicht annähernd vergleichbar“ mit dem Vermögen, das ein Erfinder aus Bückeburg der AfD hinterlassen habe.
Zu Gerüchten, der Ingenieur habe seine Münzen und Goldbarren nicht bei der Bank aufbewahrt, sondern versteckt, sagte Hütter: „Ich habe den Eindruck, dass es sich um einen Menschen handelt, der seine Sachen selbst verwaltet hat.“ Der Mann habe offensichtlich sehr zurückgezogen gelebt. Nachbarinnen in Bückeburg, wo der Ingenieur in einem schlichten Mehrfamilienhaus lebte, sagten, sie hätten nicht gewusst, dass dort ein vermögender Mann gewohnt habe.
Von dem Testament des Mannes aus Niedersachsen hatten in der AfD zunächst nur wenige Funktionäre gewusst, sagte Hütter. Er selbst habe beispielsweise erst vor etwa fünf Wochen erfahren, dass der Nachlassgeber durch Suizid aus dem Leben geschieden sei. Der Ingenieur sei der AfD in Niedersachsen nicht als Sympathisant der Partei bekannt gewesen.
Die Staatsanwaltschaft in Bückeburg erklärte auf Anfrage: „Es gab im Juli 2018 ein Todesermittlungsverfahren, dieses hat keine Anhaltspunkte für Fremdverschulden ergeben.“ Der Nachlass des Mannes sei von der Polizei gesichert worden. Dabei hätten die Beamten „ein Schriftstück im Wohnhaus gefunden, das dem Nachlassgericht übergeben wurde“. Das Gericht habe dann die rechtlichen Details des Erbfalls geprüft. Weitere Einzelheiten nannte die Justiz nicht. Das Vermögen soll aus Immobilien, Goldmünzen und Goldbarren bestehen. Unter dem Namen des Ingenieurs sind mehrere Patente registriert.
Der Nachlass wird im Rechenschaftsbericht der AfD für 2018 aufgeführt. Zu Fragen von AfD-Mitgliedern, weshalb die Partei trotz dieses Geldsegens noch im vergangenen Dezember einen Spendenaufruf gestartet hatte, sagte Hütter: „Ende 2019 war noch nicht klar, wann wir vollumfänglich darüber würden verfügen können“. Auch jetzt seien noch nicht alle Fragen abschließend geklärt. „Es ist - Stand jetzt - kein weiterer Erbe zu erkennen“, erklärte Hütter. Fohrmann hatte sein Amt als Bundesschatzmeister im Januar abgegeben - wie es hieß, aus persönlichen Gründen.
Aus Sicht der AfD kommt der Geldsegen zur rechten Zeit. Die Partei hatte wegen drohender Strafzahlungen für illegale Parteispenden Rückstellungen in Höhe von rund einer Million Euro gebildet. Am Mittwoch war bekannt geworden, dass ein Berliner Unternehmer der Thüringer AfD vergangene Woche 100.000 Euro gespendet hatte.