Wissenschaft will Plagiate-Unwesen bei der Wurzel packen
Berlin (dpa) - Nach den spektakulären Plagiatfällen bekannter Politiker in Deutschland wollen die Wissenschaftsorganisationen das Problem bei der Wurzel packen.
Zwar beschäftige das Thema „Gute wissenschaftliche Arbeit“ Unis und Forschungseinrichtungen nicht erst seit den Rücktritten der Minister Karl-Theodor zu Guttenberg und Annette Schavan. Aber nun werde auch durch bessere Betreuung von Doktoranden, neue Promotionsordnungen und die Verdachts-Kontrolle durch Ombudsleute an Hochschulen mehr für gute wissenschaftliche Arbeit getan, berichteten die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG).
Dabei gebe es ein gemeinsames Vorgehen. „In den vergangenen Jahren wurden mehrere einschlägige Veranstaltungen organisiert, mal unter Federführung der DFG, mal des Wissenschaftsrates. Weitere werden folgen“, sagte HRK-Präsident Horst Hippler im Interview der Deutschen Presse-Agentur. „Parallel hierzu haben DFG, Wissenschaftsrat und HRK Empfehlungen zur Promotion verabschiedet. Hier ist also ein intensiver Diskurs im Gange, der noch keineswegs abgeschlossen ist.“
Vor vier Jahren - am 1. März 2011 - war Verteidigungsminister zu Guttenberg (CSU) nach dem Verlust seines Bayreuther Doktortitels wegen nachgewiesener Plagiate zurückgetreten. Vor zwei Jahren - am 9. Februar 2013 - traf es Bildungsministerin Annette Schavan, nachdem ihr gut 30 Jahre zuvor erworbener Doktortitel von der Uni Düsseldorf nach Plagiatverdacht aberkannt worden war. Beide Fälle lösten in Politik, Wissenschaft und Öffentlichkeit eine intensive Debatte über den Wert wissenschaftlicher Arbeit an deutschen Hochschulen aus.
DFG-Generalsekretärin Dorothee Dzwonnek setzt auf „eine gute und seriöse Betreuung, die verhindert, dass der wissenschaftliche Nachwuchs alleingelassen wird“. So könne auch Fällen „in einer Grauzone“ wie dem der Ex-Ministerin Schavan vorgebeugt werden. „Ich glaube, dass die Universitäten hier bereits große Fortschritte erzielt haben“, sagte Dzwonnek der dpa.
Auch Hippler wies darauf hin, dass bereits „eine Welle von Novellierungen der Promotionsordnungen stattgefunden“ habe. Der HRK-Präsident: „Daraus ergibt sich, dass die Arbeiten heute durchgehend auch elektronisch abgegeben werden müssen, damit sie mit einer Plagiatsoftware überprüft werden können.“ Der Wissenschaftsrat als Beratungsgremium der Regierung prüfe derzeit alle Maßnahmen und „eventuell noch vorhandene Defizite“. Wissenschaftsrats-Präsident Manfred Prenzel sicherte zu, in Kürze werde es dazu eine breit angelegte Stellungnahme geben.
Darauf setzt auch Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU). Ihr Sprecher sagte der dpa, die Regierungsberater hätten schon 2013 Wankas Bitte aufgegriffen und eine Tagung „Gute wissenschaftliche Praxis und Qualitätssicherung in der Promotion“ organisiert. „Es besteht Einigkeit, dass dem Umgang mit wissenschaftlichem Fehlverhalten in der Wissenschaft einschließlich Promotionsphase eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden muss.“
Dzwonnek betonte, die DFG habe „ein Netzwerk der Ombudsleute an den Hochschulen unterstützt und ihre Schulung gefördert“. Diese Ansprechpartner bei Verdachtsfällen würden nun „in den Rektoraten der Hochschulen ganz anders wahrgenommen“. Auch die in den Plagiataffären aktiven Enthüllungsplattformen könnten für die Hochschulen im Prinzip Partner sein, meinte Hippler. Denn jeder Verstoß schädige das Ansehen der Wissenschaft. „Wir haben deshalb keineswegs Berührungsängste gegenüber Plattformen wie VroniPlag.“