ZdK-Präsident Sternberg hält Familiennachzug für unverzichtbar

Die Vollversammlung der katholischen Laienorganisation fordert eine menschenwürdige und gemeinsame Asylpolitik innerhalb der EU.

Thomas Sternberg, Präsident des ZdK (Zentralkomitee der deutschen Katholiken): „Der im Grundgesetz verankerte besondere Schutz der Familie gilt auch für nach Deutschland geflüchtete Menschen."

Foto: Friso Gentsch

Bonn. Elf kreisrunde Leuchter erhellen seit Jahr und Tag die denkmalgeschützte Stadthalle in Bad Godesberg. Bei entsprechender Perspektive verleihen sie Personen einen Heiligenschein. Gerade bei kirchlichen Treffen wählen Fotografen diese Perspektive gerne. Thomas Sternberg spricht in einer Mischung aus Resignation und Belustigung schon vom „ewigen Motiv“.

Dem Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) und ehemaligen CDU-Landtagsabgeordneten aus Münster blieb diese Perspektive Freitag gleichwohl erspart. Dabei wird er doch vier weitere Jahre an der Spitze der Laienorganisation stehen. 160 von 174 Delegierten gaben ihm ihre Stimme. Vor zwei Jahren war der heute 65-Jährige zum Nachfolger des Bayern Alois Glück gewählt worden.

In seinem Bericht zur Lage hatte sich Sternberg zuvor mit Blick auf die Bundespolitik besorgt gezeigt über „die mangelnde Fähigkeit, eine Regierung zu bilden“. Demokratie bewähre sich in der Kompromissfähigkeit „und das sollten die Wähler honorieren und nicht abstrafen“.

Sternberg bekräftigte die ablehnende Haltung des ZdK zur Aussetzung des Familiennachzugs für subsidiär Schutzberechtigte, zu denen vor allem die syrischen Flüchtlinge gehören. „Der im Grundgesetz verankerte besondere Schutz der Familie gilt auch für nach Deutschland geflüchtete Menschen. Die Trennung von Ehepaaren und Familien auf lange Dauer ist aus christlicher und menschenrechtlicher Perspektive nicht hinnehmbar.“ Zugleich warnte der ZdK-Präsident davor, kirchliche Überzeugungen „von einem zu hohen moralischen Ross herab zu verkünden“. Der Familiennachzug ist derzeit bis März 2018 ausgesetzt.

Spuren hat die Diskussion um muslimische Feiertage bei Sternberg hinterlassen. Die Reaktionen hätten ihm gezeigt, „wie tief für viele Menschen der kulturelle Graben zum Islam ist, wie tief die Ängste und Sorgen sitzen“. Sternberg hatte eine Anregung von Innenminister Thomas de Maizière (CDU) aufgegriffen und sich dafür ausgesprochen, dass in den Feiertagsgesetzen der Länder Regelungen gefunden werden, die auch die Wahrnehmung jüdischer und muslimischer Feiertage ermöglichen. Der Islamfeindschaft müsse man ebenso begegnen wie dem Antisemitismus. „So wie die Juden unsere älteren Geschwister im Glauben sind, sind Muslime unsere jüngeren Geschwister.“

In einem Impulsreferat sprach sich auch Frank Timmermans, Vizepräsident der EU-Kommission, gegen die Aussetzung des Familiennachzugs aus. Sein Gastauftritt mündete in die Verabschiedung der Erklärung „Eine menschenwürdige Asylpolitik als Gemeinschaftsaufgabe der Europäischen Union“. Das ZdK will damit einen Prozess anstoßen, der unter anderem ein faires Asylverfahren in allen Mitgliedsstaaten sowie solidarische Verteilmechanismen innerhalb der EU zum Ziel hat.