Zollitsch fordert PID-Verbot: Behinderte annehmen
Freiburg (dpa) - Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, hat in seiner Weihnachtspredigt erneut ein Verbot der Präimplantationsdiagnostik (PID) gefordert.
„Es besteht die Gefahr eines Dammbruchs, wenn sich der Mensch zum Herrn über andere Menschen macht und bestimmt, welches Leben sich entwickeln darf und welches nicht“, sagte der Erzbischof am Samstag im Freiburger Münster laut vorab verbreitetem Predigttext. „Wenn man durch PID die Möglichkeiten dazu schafft, Embryonen mit möglichen Behinderungen oder Anlagen zu möglichen Krankheiten durch Selektion auszuscheiden und zu töten, dann wird dies auch geschehen.“
Bei der PID werden im Reagenzglas erzeugte Embryonen außerhalb des Mutterleibs auf Erbkrankheiten untersucht. So sollen Fehl- und Totgeburten oder die Geburt eines schwer kranken Kindes vermieden werden.
Hinter dieser Weltanschauung stehe eine irregeleitete Sucht nach Glück, kritisierte Zollitsch: „Die Rückseite der Vergötzung des Glücks ist brutal: möglichst gesund, möglichst so, dass ich möglichst viel möglichst genussvoll erleben kann.“ Wer so denke, für den sei klar, dass missgebildeten Menschen ein glückloses Leben erspart werden müsse. „Wer entscheidet, welche Krankheit ein glückliches Leben verhindert?“ fragte Zollitsch. „Das ist ein von der Diktatur des Glücks pervertierter Humanismus, der sich seiner selbst auch noch gewiss ist.“
Diese Haltung erschwere auch das Leben von Behinderten in der Gesellschaft. „Es entsteht ein - vielleicht auch nur unterschwelliger - Druck, Menschen mit Behinderungen oder Eigenheiten nicht mehr zu akzeptieren.“ Dadurch werde die Gesellschaft aber nicht glücklicher, sie werde nur weniger menschlich. Der christliche Glaube verweise dagegen auf die Verletzlichkeit des Lebens. „Er zeigt auf, dass sich Gott auf unsere fragmentarische Wirklichkeit eingelassen hat.“