Zuckerberg räumt Fehler im Umgang mit Hasskommentaren ein
Berlin (dpa) - Das politische Berlin ist für Facebook-Chef Zuckerberg eigentlich ein schwieriges Pflaster. Bundesminister und andere Spitzenpolitiker überboten sich in den vergangenen Wochen mit Forderungen an das weltweit führende Soziale Netzwerk, endlich entschiedener gegen Hasskommentare vorzugehen.
Bei einem Treffen mit rund 1400 Anwendern in der Arena Berlin wählte der 31 Jahre alte Konzernchef eine geschickte Doppelstrategie, um Facebook in einem besseren Licht erscheinen zu lassen.
Zum einen lobte Mark Zuckerberg Deutschland und die Hauptstadt in den höchsten Tönen. Er bezog aber auch zumindest beim Thema Hassrede klar Stellung. „Berlin ist ein spezieller Ort für mich“, sagte er. Die Graffitis an den Wänden aber auch die Baukräne in der Stadt zeigten, wie sehr Berlin sich ständig verändere. Ähnlich wie Facebook sei Berlin auch erst zu einem Prozent fertig. „Das ist sehr inspirierend für mich.“
Bei der Frage zu Facebooks Haltung zu den Hasskommentaren zeigte sich Zuckerberg aber auch selbstkritisch. „Ich denke nicht, dass wir einen ausreichend guten Job gemacht haben“, räumte der Facebook-Gründer ein. Facebook hatte erst vor wenigen Wochen damit begonnen, einen Dienstleister in Deutschland damit zu beauftragen, sich intensiver um die Botschaften zu kümmern, die nach dem deutschen Recht und der Community-Richtlinie von Facebook selbst eigentlich gelöscht werden müssten. 200 Leute seien in dem Team, sagte Zuckerberg. Zuvor gab es von dem US-Unternehmen nur schwammige Angaben zur Anzahl der Mitarbeiter, die gegen hetzerische Einträge und Kommentare vorgehen. Zuckerbergs zentrale Botschaft lautete: „Für Hassrede gibt es keinen Platz bei Facebook und in unserer Community“.
Die Absage an die „Hate Speech“ verband Zuckerberg mit einer Lobpreisung der Haltung der deutschen Bundesregierung in der Flüchtlingskrise. „Ich hoffe, dass die USA dem Vorbild Deutschlands folgen“, sagte er. Die Rolle der deutschen Staatsführung in der Flüchtlingskrise sei eine Inspiration und „definitiv ein Modell für die Welt“.
Zurückhaltender äußerte sich der Facebook-Gründer bei den Fragen zum Datenschutz. Er räumte zwar ein, dass es in Deutschland einen besonderen Bedarf beim Datenschutz gebe. Letztlich müssten die Anwender aber selbst bestimmen, welche Momente ihres Lebens und welche Inhalte sie teilen und mit wem. Es sei der Job von Facebook sich darum zu kümmern, dass diese Inhalte nicht bei Hackern oder Regierungen lande. Und den Vorbehalt, Anwender von Sozialen Netzwerken würden sich doch in einer Filter-Blase befinden, wollte Zuckerberg nicht gelten lassen. „Das ist ein Mythos.“ Auf Facebook könne man eher auf unerwartete Meinungen und neue Bekannte treffen als in den traditionellen Medien.
Die strikte Regie der Veranstaltung vor ausgesuchtem Publikum sorgte dann aber auch dafür, dass Zuckerberg sich nicht endlos mit den Themen Hassrede und Datenschutz herumschlagen musste. So kamen User zu Wort, die etwa wissen wollten, wie Mark sich als junger Vater fühlt („großartig“) und ob sein Hund seinem Namen „Beast“ alle Ehre mache oder gut mit dem Baby Max zurechtkomme („will ich nicht im Detail darauf eingehen“).
Nur bei einer Frage wurde der sonst gut vorbereitete Facebook-Chef auf dem linken Fuß erwischt. Eine Nutzerin wollte wissen, was Zuckerberg denn als Chef des angeschlagenen Kurznachrichtendienstes Twitter unternehmen würde. „Darauf kann ich keine angemessene Antwort geben“, sagte Zuckerberg nach einem verlegenen Lachen. „Ich erzähle Euch lieber, was ich gemachte habe, um Instagram nach vorne zu bringen.“ Und der zu Facebook gehörende Dienst habe inzwischen mehr Anwender als Twitter.