Zurück aus dem Krieg — nichts ist mehr wie früher
In „Operation Heimkehr“ berichten deutsche Soldaten, was ihnen am meisten fehlt.
Berlin. Als Melanie Baum ihre alte Schule in Köln besucht, ist sie unerwünscht. Ihre frühere Lehrerin freut sich nicht, sie wiederzusehen. Eine bezahlte Mörderin sei sie, sagt die Lehrerin. Ein Schlag ins Gesicht für die Soldatin der Marine, die in Dschibuti gegen Piraten kämpfte.
Baum ist nur eine von 74 Soldatinnen und Soldaten, die im neu erschienenen Buch „Operation Heimkehr“ ihre Geschichte erzählen. Sie stehen für Tausende Deutsche, die in Krisenherden der Welt ihr Leben aufs Spiel setzten — und danach heimkehrten in das Land, das sie geschickt hatte. Sie sprechen über das, was sie zurück in der Heimat am meisten bewegt. Fast alle reden von fehlender Anerkennung, viele von Ablehnung.
Tim Focken wurde in Afghanistan angeschossen. Sein Arm schmerze fast jeden Tag, sagt er. In anderen Ländern wäre Focken als Kriegsveteran ein Held. In Deutschland nicht: „Wenn mich heute jemand auf meinen Arm anspricht, sage ich lieber, dass ich einen Motorradunfall hatte.“
2014 bedeutet für die Bundeswehr eine Zäsur. Nach 13 Jahren wird der bislang gefährlichste Einsatz in ihrer Geschichte beendet sein: der Krieg in Afghanistan. 55 deutsche Soldaten starben bei dem Einsatz.
So auch der Bruder von Oberstleutnant Jan Radloff. Es war im April 2010, als Taliban dessen Patrouille in der Provinz Baghlan angriffen und vier Soldaten töteten. Radloff fragt sich seitdem, wofür sein Bruder gestorben ist. Ein klar definiertes Ziel habe es nicht gegeben.
Die Autorinnen von „Operation Heimkehr“ zeigen die Menschen hinter den Uniformen. Sabine Würich und Ulrike Scheffer widmen jedem eine Doppelseite.
Die Soldaten berichten von gescheiterten Ehen. Oder vom Zusammenhalt in der Truppe — und dem Loch, in das sie nach dem Einsatz fielen. Einer sagt, vorher habe er nur auf Scheiben gezielt. Doch dann war da wirklich jemand, der auf ihn schoss: „Und als ich abgedrückt habe, ist er tatsächlich umgefallen.“
Seit Antritt der großen Koalition ist nun von mehr außenpolitischer Einmischung die Rede. Neue Missionen für die Bundeswehr könnten folgen, auch wenn die meisten Bürger das in Umfragen ablehnen.