Zuwanderung: Studie zeigt Zwiespalt der Deutschen
Gütersloh (dpa) - Die Deutschen haben nach wie vor ein zwiespältiges Verhältnis zur Zuwanderung: Einer Studie zufolge hält die Mehrheit einerseits Deutschland für ein attraktives Einwanderungsland.
Zugleich überwiegt andererseits die Skepsis gegenüber der Zuwanderung.
Das ergab eine am Montag veröffentlichte Emnid-Umfrage im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Sie zeigt aber auch: Je jünger die Befragten, desto mehr schwinden die Vorbehalte gegen Zuwanderer. TNS Emnid hatte zwischen dem 12. und dem 20. Oktober 1002 Menschen ab 14 Jahren befragt.
Für die Befragten unter 29 Jahren überwiegen die Vorteile von Zuwanderung, heißt es in der Studie. Diese Altersgruppe schätzt die Leistungen der bereits länger in Deutschland lebenden Zuwanderer höher ein und ist mehrheitlich für erleichterte Einbürgerungen und Gesetze gegen Benachteiligung von Zuwanderern.
Im Durchschnitt sind die Deutschen allerdings hin- und hergerissen, ob Zuwanderung eher nutzt oder schadet. So sagen sieben von zehn Befragten, Zuwanderung erleichtere die Ansiedlung internationaler Firmen und mache das Leben in Deutschland interessanter. 62 Prozent heben hervor, dass die Überalterung der Gesellschaft vermindert werde. Jeder Zweite betrachtet Zuwanderung als wirksames Mittel gegen Fachkräftemangel.
Dagegen sind jedoch knapp zwei Drittel der Befragten der Auffassung, Zuwanderung führe zu zusätzlichen Belastungen in den sozialen Sicherungssystemen, zu Konflikten mit Einheimischen und zu Problemen in den Schulen. Und weniger als jeder Zweite spricht sich in der Umfrage dafür aus, Einbürgerung zu erleichtern, doppelte Staatsbürgerschaft zu ermöglichen oder Anti-Diskriminierungsgesetze zu verschärfen.
„Deutschland unterschätzt die Bedeutung einer Willkommenskultur und überschätzt die Attraktivität als Einwanderungsland“, sagte Ulrich Kober, Integrationsexperte der Bertelsmann Stiftung. Tatsächlich werde Deutschland von Hochqualifizierten aus Nicht-EU-Ländern gemieden. „Ohne Offenheit sind wir nicht attraktiv für qualifizierte Zuwanderer, die wir allein aufgrund der demografischen Entwicklung dringend brauchen“, betonte Kober.