Analyse Zweithöchstes Rentenplus seit 20 Jahren für West-Rentner
Dank der guten Konjunktur steigen die Altersbezüge zum 1. Juli um mehr als drei Prozent. Nur im Jahr 2016 gab es mehr.
Berlin. Gute Nachrichten für die rund 21 Millionen Rentner in Deutschland: Ihre gesetzlichen Altersbezüge werden zum 1. Juli um gut drei Prozent angehoben. Das teilte die Deutsche Rentenversicherung am Dienstag mit. „Auch in diesem Jahr führen die gute Lage am Arbeitsmarkt und die Lohnsteigerungen der Vergangenheit zu besseren Renten“, erklärte Bundessozialminister Hubertus Heil (SPD). Nachfolgend die wichtigsten Hintergründe:
In den alten Bundesländern steigen die Renten um 3,22 Prozent und in den neuen Ländern um 3,37 Prozent. Ein Ruheständler mit Altersbezügen von 1000 Euro im Monat bekommt demnach ab Juli im Westen 32,20 Euro mehr. Im Osten beträgt das Plus 33,70 Euro. Der Rentenwert, also der Wert eines sogenannten Entgeltpunktes in der gesetzlichen Rentenversicherung, erhöht sich in den alten Ländern von 31,03 Euro auf 32,03 Euro und in den neuen Ländern von 29,69 Euro auf 30,69 Euro. Die Ostrenten erreichen damit 95,8 Prozent des Westniveaus (bisher 95,7).
Für West-Rentner handelt es sich um die zweithöchste Rentenanhebung der letzten zwei Jahrzehnte. Nur im Jahr 2016 war das Plus mit 4,25 Prozent größer.
Im Osten ist es im gleichen Betrachtungszeitraum die vierthöchste Rentenanhebung. Am stärksten fiel dort das Plus ebenfalls im Jahr 2016 aus. Damals bekamen die Rentner in den neuen Ländern 5,95 Prozent mehr Geld. Zwischen 2004 und 2006 mussten die Senioren in Ost und West allerdings auch schon drei Nullrunden in Folge hinnehmen.
Nach einem in der vergangenen Wahlperiode verabschiedeten Gesetz sollen die Ost-West-Unterschiede zwischen 2018 und Ende 2024 vollständig abgebaut werden. Dies bedeutet eine schrittweise Anhebung des Rentenwertes Ost auf Westniveau. Im Gegenzug wird die rechnerische Höherbewertung der im Schnitt immer noch niedrigeren Ost-Löhne abgeschafft. Von diesem Mechanismus profitieren die heutigen Rentner in den neuen Ländern. Den Nachteil haben die heutigen Beschäftigten im Osten.
Steigen die durchschnittlichen Löhne und Gehälter, folgen die Renten nach. Für den umgekehrten Fall sind im Gesetz aber Rentensenkungen ausgeschlossen. Im Extremfall könnte es also nur zu weiteren Nullrunden kommen. Für die aktuelle Rentenerhöhung werden Lohnsteigerungen von 2,93 Prozent in den alten und 3,06 Prozent in den neuen Bundesländern zugrunde gelegt.
Während sich Politiker von Union und SPD hochzufrieden über die Rentenanpassung äußerten, übte die Linkspartei Kritik. Sozialminister Heil müsse den Rentnern die Wahrheit sagen, dass von der Rentenerhöhung bei einer prognostizierten Inflation von 1,7 Prozent nur rund die Hälfte übrig bleibe, sagte ihre Rentenexperte Matthias Birkwald. Dieses Schicksal teilen die Rentner allerdings mit den Beschäftigten im Falle einer entsprechenden Lohnerhöhung.