Interview mit Abdussalah El-Hamrouni: „Islam als Teil des Schulalltags“
Ein Lehrer für islamischen Religionsunterricht erklärt, warum sein Fach wichtig für die Gesellschaft ist.
Düsseldorf. Mit Beginn des Schuljahres 2012/13 wurde an den NRW-Grundschulen der islamische Religionsunterricht eingeführt — ein Jahr später auch an den weiterführenden Schulen. „Aus den Schulen bekomme ich sehr positive Rückmeldungen. Das Fach wird sehr gut angenommen“, sagte Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) unserer Zeitung. Doch an vielen Schulen fehlen die entsprechenden Lehrkräfte. Landesweit unterrichten 29 Lehrer an Grund- und 21 Lehrer an weiterführenden Schulen. Der Politologe und gebürtige Marokkaner Abdussalah El-Hamrouni, der islamischen Religionsunterricht an der Realschule Benrath in Düsseldorf unterrichtet, spricht über die Bedeutung des neuen Fachs.
Herr El-Hamrouni, wie wichtig ist Islamischer Religionsunterricht in Deutschland?
Abdussalah El-Hamrouni: Sehr wichtig, aus zwei Gründen. Die Schüler profitieren, weil sie merken, dass der Islam hier nicht diskriminiert wird und gleichzeitig kein Tabuthema mehr ist. Zum anderen wird der Islam ein zumindest kleiner Teil des normalen Schulalltags. Leider gibt es weiterhin großen Nachholbedarf.
Wie meinen Sie das?
El-Hamrouni: An vielen Schulen gibt es so einen Unterricht nicht. In Düsseldorf sind es bisher nur vier Realschulen. Es fehlen einfach die nötigen Lehrkräfte.
Welche Inhalte lehren Sie in Ihrem Unterricht?
El-Hamrouni: Da orientiere ich mich am Lehrplan für Islamkunde. Es fängt mit den fünf Säulen des Islam und dem Leben des Propheten an und geht quer durch die islamische Geschichte. In Klasse neun und zehn diskutieren wir auch Themen wie Krieg und Frieden oder den Konflikt zwischen Islam und Judentum. Ein großes Thema ist auch die Aufklärung über den Elektronischen Islam. Dann geht es um die Gefahren im Internet, da dort die Hassprediger unterwegs sind.
Wie sind die Reaktionen muslimischer Eltern?
El-Hamrouni: Die Eltern sind oft immer noch überrascht, dass es so einen Unterricht auf Deutsch mit deutschen Schulbüchern überhaupt gibt. Die Reaktionen sind aber positiv, weil auch nicht alle Eltern ihre Kinder auf eine Koranschule schicken. Bei Elternsprechtagen merke ich, dass der Unterricht zu Hause ein Thema ist. Das ist gut, denn der Religionsunterricht gehört für mich ins Wohnzimmer.
Kein negatives Feedback?
El-Hamrouni: Selten, vielleicht ein Mal in drei Jahren. Dann geht es eher darum, dass Eltern ihre Tochter nicht auf eine Klassenfahrt schicken möchten. Dann erkläre ich Ihnen, dass es keine islamischen Gründe dafür gibt.
Wie gefällt den Schülern der Unterricht?
El-Hamrouni: Wenn der Religionsunterricht die Schüler direkt anspricht und nicht die ganze Zeit abstrakt bleibt, dann haben sie auch Spaß dabei.