Nervenkrieg um die Geiseln der pro-russischen Milizen
OSZE-Beobachter als „Kriegsgefangene“ vorgeführt. Westen will schärfere Sanktionen gegen Moskau.
Slawjansk. Pro-russische Milizen in der Ostukraine fordern einen Gefangenenaustausch für die Freilassung festgesetzter OSZE-Militärbeobachter. Die sieben Männer, darunter vier Deutsche, seien „Spione“ und würden als „Kriegsgefangene“ gesehen, sagte Milizführer Wjatscheslaw Ponomarew. Ein an Diabetes leidender schwedischer OSZE-Beobachter kam am Sonntagabend frei. Zuvor waren sie im Rathaus von Slawjansk den Medien vorgeführt worden. US-Präsident Barack Obama drohte derweil Moskau weitere Sanktionen an, sollte es die „Provokationen“ nicht stoppen.
Die Milizionäre hatten die Beobachter, neben acht Ausländern vier ukrainische Soldaten, Freitagmittag in ihre Gewalt gebracht. Von deutscher Seite sind drei Bundeswehrsoldaten und ein Dolmetscher in Gefangenschaft. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) drängte seinen russischen Kollegen, sich für die Freilassung der Männer einzusetzen. Sergej Lawrow sagte zu, alles in seiner Macht Stehende dafür zu tun.
Nach Angaben des Vizechefs des OSZE-Krisenpräventionszentrums, Claus Neukirch, sind die Festgehaltenen keine Mitglieder der diplomatischen OSZE-Beobachtermission. Es handele sich vielmehr um eine Mission unter Leitung der Bundeswehr, die auf Einladung der Regierung in Kiew unterwegs sei. Die Inspektion hat nicht das breite Mandat einer OSZE-Mission, sondern wurde allein unter den Staaten vereinbart.
Wegen der unkooperativen Haltung Moskaus bereiteten westliche Staaten am Wochenende weitere Sanktionen vor. Am Montag kommen EU-Diplomaten in Brüssel zusammen, um darüber zu beraten. Dabei soll es um Sanktionen der „Stufe zwei“ gehen, darunter weitere Konto- und Visasperren. dpa