18-Jähriger Täter tot Junge Frau stirbt nach Amoklauf auf Uni-Campus in Heidelberg

Update | Heidelberg · In einem Hörsaal der Uni Heidelberg schießt ein 18-jähriger Student auf Kommilitonen. Eine junge Frau stirbt. Die Polizei verrät erste Details zum Täter.

In Heidelberg hat es einen Amoklauf gegeben.

Foto: dpa/Daniel Englert

Bei einem Amoklauf in einem Hörsaal der Universität Heidelberg hat ein Mann eine junge Frau erschossen und drei Menschen verletzt. Der Täter sei am Montagmittag mit einem Gewehr bei laufender Vorlesung in den Hörsaal gestürmt und habe um sich geschossen, teilte die Polizei mit.

Der 18-Jährige, der selbst Student gewesen sein soll, habe der jungen Frau in den Kopf geschossen, erfuhr die dpa aus Sicherheitskreisen. Sie sei ihren schweren Verletzungen wenige Stunden nach der Tat erlegen. Politiker zeigten sich entsetzt über das Verbrechen, Bundeskanzler Olaf Scholz sagte: „Es zerreißt mir das Herz.“

18-jähriger Student tötet Kommilitonin bei Amoklauf
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Wer war der Täter?

Kurz vor dem Amoklauf in Heidelberg soll der Schütze, der in Mannheim gewohnt haben soll, seine Tat angekündigt haben. Nach Angaben der Polizei schickte er unmittelbar zuvor eine Whatsapp-Nachricht an „eine Person“. Er habe geschrieben, „dass Leute jetzt bestraft werden müssen“, sagte Siegfried Kollmar, Präsident des Polizeipräsidiums Mannheim, bei einer Pressekonferenz in Mannheim. In der Nachricht habe er sich außerdem eine Seebestattung gewünscht.

„Auch das werden wir noch verifizieren müssen, auch das werden wir noch nachvollziehen müssen“, betonte Kollmar. „Wir werden sein Umfeld jetzt durchleuchten in den nächsten Tagen, mit Hochdruck.“ Die Ermittler wollen alle seine Aufenthaltsorte und Gesprächspartner der vergangenen Tage überprüfen.

Der mutmaßliche Täter habe zwei Langwaffen dabeigehabt, sagte Kollmar. Die Waffen habe der Deutsche nach bisherigen Erkenntnissen vor einigen Tagen persönlich im Ausland gekauft. Es gebe Kaufbelege. Zu klären sei nun, wer jemandem ohne Waffenschein eine Waffe verkaufe.

Außerdem soll der Mann noch mehr als 100 Schuss Munition dabeigehabt haben. Warum er mit dem Schießen aufgehört habe, wisse man noch nicht, so Kollmar. Das sei spekulativ, es könne aber nicht ausgeschlossen werden, dass eine bestimmte Person getroffen werden sollte. Der 18-Jährige hätte noch nachladen können.

Der 18 Jahre alte Amokläufer sei bisher nicht polizeilich erfasst. Er habe auch keinen Führerschein gehabt. „Das ist schon sehr außergewöhnlich, diese Sachlage“, sagte der Polizeipräsident.

Weil bei der Leiche des jungen Mannes ein Rucksack mit unbekanntem Inhalt gewesen sei, habe die Polizei lange nicht zu dem Toten gekonnt. Es hätte sich um Sprengstoff handeln können, erklärte Kollmar. Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg habe daher auch Entschärfer geschickt, die den Rucksack untersuchten.

War der Täter psychisch krank?

Als der Täter kurz vor 12.30 Uhr in den Hörsaal kam, habe er einen hellen Rucksack mit sich getragen, in dem sich die Waffen und Munition befunden hätten. Nach der Tat sei der 18-Jährige aus dem Uni-Gebäude nach draußen geflohen und habe sich selbst getötet, bestätigte ein Polizeisprecher. Nach ersten Erkenntnissen soll er keine politischen oder religiösen Motive gehabt haben. Man gehe eher von einer Beziehungstat oder psychischen Problemen aus, hieß es in den Sicherheitskreisen.

Schon kurz nach den Schüssen am Mittag hatte die Polizei erklärt: „Wir gehen nicht von weiteren Tätern aus.“ Zur Sicherheit werde das Gelände aber weiter abgesucht. Ein Spezialeinsatzkommando habe auf dem labyrinthartigen Gelände nach einem möglichen zweiten Täter gesucht. Gegen 15.15 Uhr dann die Entwarnung: Der Mann sei ein Einzeltäter gewesen. „Derzeit ist keine Gefahrenlage mehr gegeben.“

Das Neuenheimer Feld vor den Toren der Heidelberger Altstadt war am Nachmittag weiträumig abgesperrt. Die Polizei forderte Autofahrer auf, das Gelände zu umfahren, damit Rettungskräfte freie Fahrt haben. Die Polizei richtete eine Hotline für Angehörige ein. Am Gelände der Universität standen Dutzende Polizei- und Krankenwagen. Vor den Absperrungen standen junge Leute beisammen.

Die Studierendenschaft äußerte sich fassungslos. „Wir sind unendlich schockiert. Das ist eine Katastrophe, die sich allem Denkbaren zwischen Vorlesungen, Klausuren und Unileben entzieht“, sagte der Vorsitzende Peter Abelmann.

Politiker sind entsetzt

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann zeigte sich tief betroffen und versprach eine schnelle Aufklärung der Tat. „Meine Gedanken sind bei den Familien und ihren Angehörigen. Wir sind an Ihrer Seite.“ Innenminister Thomas Strobl (CDU) ergänzte: „Für die Verletzten und die Beteiligten, auch die im Tutorium dabei waren, hoffe ich auf baldige Genesung an Leib und Seele.“ Es sei eine „entsetzlich belastende Situation“.

Bundeskanzler Scholz sagte: „Es zerreißt mir das Herz, solch eine Nachricht zu erfahren.“ Der SPD-Politiker sprach den Angehörigen, den Opfern und den Studentinnen und Studenten der Universität Heidelberg sein Beileid aus.

Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) besuchte noch am Nachmittag den Tatort und zeigte sich erschüttert: „Ich bin entsetzt. Es lässt einen sprachlos zurück, wenn unschuldige junge Menschen im Hochschulbetrieb so etwas erleben müssen.“ Auch die Studierendenschaft äußerte sich fassungslos. „Wir sind unendlich schockiert. Das ist eine Katastrophe, die sich allem Denkbaren zwischen Vorlesungen, Klausuren und Unileben entzieht“, sagte der Vorsitzende Peter Abelmann.

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) Karin Prien zeigt sich ebenfalls tief betroffen. „Es ist erschütternd, dass der friedliche Ort des gemeinsamen Lernens zum Ort eines bewaffneten Anschlags wurde“, sagte die CDU-Politikerin. „Meine Gedanken sind bei den Angehörigen der Opfer, den Studierenden und Lehrenden und Universitäts-Angehörigen der medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg.“

Uni plant Trauerfeier

Die Heidelberger Universität bereitet eine Trauerfeier vor. Genaue Pläne dazu konnte Rektor Bernhard Eitel am Montagabend noch nicht nennen. Die Hochschule überlege zudem, wie die Tat intern aufgearbeitet werden kann. Sie solle auf jeden Fall thematisiert werden.

Beeindruckt zeigte sich Eitel sowohl von der schnellen Reaktion innerhalb der Universität als auch davon, wie rasch die Polizei nach Eingang des Alarms an der Einrichtung war. Das sei sehr gut gelaufen.

Den ganzen Tag erreichten ihn Bekundungen von Wissenschaftlern aus ganz Europa, die das Geschehen in Heidelberg verfolgten und Hilfe anböten. Gefühlt handle es sich auch um einen Angriff auf die Offenheit der Hochschulen und die akademische Tradition, so Eitel.

(dpa)