Kerners Talkshow aus dem Kriegsgebiet entrüstet die Opposition
Zur Delegation des Verteidigungsministers gehörte auch TV-Moderator Kerner. SPD nennt zu Guttenberg einen „Staatsschauspieler“.
Masar-i-Sharif. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat erstmals mit seiner Ehefrau Stephanie die deutschen Truppen in Nordafghanistan besucht. Das Paar traf gestern bei der Blitzvisite mit Soldaten an den Standorten Masar-i-Scharif und in Kundus zusammen.
Zur Delegation der beiden gehören die Regierungschefs von Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, David McAllister und Wolfgang Böhmer (beide CDU), sowie Moderator Johannes B. Kerner, der in Afghanistan eine Talkshow mit dem Minister aufzeichnete.
Stephanie zu Guttenberg wollte sich bei ihrem ersten Afghanistan-Besuch ein Bild vom Einsatz der deutschen Soldaten machen und ihnen danken. Sie habe ihren Ehemann schon immer auf einer seiner Reisen an den Hindukusch begleiten wollen, sagte sie im Feldlager in Kundus.
Der Gefahr in Afghanistan begegne sie mit viel Respekt. „Das ist kein spaßiger Ausflug, das ist bitterer Ernst“, sagte Stephanie zu Guttenberg. „Von Angst darf man sich hier nicht überwältigen lassen, sonst ist man eindeutig am falschen Platz.“ Sie wolle sich aber nicht durch die angespannte Sicherheitslage davon abhalten lassen, „als Bürger dieses Landes Danke zu sagen“.
SPD-Chef Sigmar Gabriel nannte den Besuch „unangemessen“. SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles sprach von „einer Amerikanisierung der Politik“, bei der die Inszenierung wichtiger sei als der Inhalt. „Mit dieser Entourage macht zu Guttenberg sich zum Staatsschauspieler“, sagte Nahles. Grünen-Chefin Claudia Roth hielt Guttenberg vor, er nutze die vorweihnachtliche Kulisse in den deutschen Feldlagern „für plumpe Eigen-PR“.
Einen Eklat löste der Grünen-Ratsherr Thomas Diehl aus Mönchengladbach mit einem Nazi-Vergleich aus. In seinem Internet-Profil bei Twitter schrieb er: „Guttenberg nimmt in Afghanistan ne Talkshow mit Kerner auf — da kann Goebbels sich propagandamäßig noch was abgucken!“ Der CDU-Kreisvorsitzende Günter Krings forderte daraufhin eine öffentliche Entschuldigung und eine Distanzierung der Grünen von ihrem Ratsmitglied. dpa