Weltklimakonferenz Klimaschützer fordern konsequenten Kohleausstieg

Im Vorfeld der Weltklimakonferenz ruft ein Bündnis von mehr als hundert Organisationen zur Demonstration in Bonn auf.

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Bonn. Ein Klimagipfel ohne Demonstration — kaum denkbar. Aber weil die Mitte der Weltklimakonferenz in Bonn ausgerechnet auf den karnevalistisch besetzten 11.11. fällt, haben sich die Organisatoren entschieden, die Kundgebung vorzuziehen. Denn zum Spaßen sind sie nicht aufgelegt: „Am Kohleausstieg entscheidet sich mehr als an allem anderen der Klimaschutz weltweit“, sagt Christoph Bals, politischer Geschäftsführer von German Watch.

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Die Entwicklungs- und Umweltorganisation mit Sitz in Bonn ist an diesem Morgen Gastgeber für das breite Bündnis, das für Samstag, 4. November, zur Demonstration „Klima schützen — Kohle stoppen!“ aufgerufen hat. Mehr als hundert Umwelt-, Kirchen- und Entwicklungshilfeorganisationen aus dem In- und Ausland zählen zum Trägerkreis und den Unterstützern: von Attac und dem BUND über Nabu, Brot für die Welt und Misereor bis zu Greenpeace und dem Diözesanrat des Erzbistums Köln.

„NRW kommt eine Schlüsselrolle zu“, sagt Antje Grothus von der Klima-Allianz Deutschland am Tag, als in Berlin bei den Jamaika-Gesprächen erstmals die Energiepolitik Thema ist. Während sich dort Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) allen raschen Ausstiegsforderungen widersetzen will, fordern die Umweltschützer in Bonn genau das von der künftigen Bundesregierung: schnelles Handeln und einen verbindlichen Fahrplan für den Kohleausstieg.

Weltweit, so ihre Argumentation, sei die Kohlenutzung im vergangenen Jahr um 6,2 Prozent zurückgegangen. Derweil liege der Braunkohle-Weltmeister Deutschland sogar etwas über dem Niveau von 2000 oder 2010. Die Einhaltung der Klimaziele bis 2020 funktioniere aber gar nicht anders, als die ältere und schmutzigere Hälfte der Braunkohlewerke abzuschalten. In mehr als 30 Staaten weltweit sei Energiegewinnung aus Sonne und Wind jetzt schon kostengünstiger als aus konventionellen Quellen. „Wir gehen davon aus, dass es in fünf Jahren schon hundert Staaten sind“, sagt Bals.

Man werde es der Bundesregierung nicht durchgehen lassen, sich international als Klimaretter darzustellen, aber weiter eine Klimakiller-Politik zu betreiben, ergänzt Uwe Hiksch, Anmelder der Demonstration und Vorstandsmitglied der Naturfreunde Deutschlands. Er nennt drei Beispiele: die Individualverkehrs-Orientierung des Bundesverkehrswegeplans, die Wachstumsbestrebungen in der Luftverkehrspolitik und das Zurechtstutzen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes. Und an die Adresse der Grünen gerichtet, fordert er: „Wir erwarten ein Kohleausstiegsgesetz als Ergebnis des Koalitionsvertrags.“

Wie viele Menschen sich diesen Forderungen anschließen, mag er nicht prognostizieren. Im Übrigen wird Bonn auch am Elften im Elften nicht demofrei bleiben. Dann ruft ein kleineres Bündnis ab 12.30 Uhr zur Kundgebung auf dem Münsterplatz auf.