Kommentar: Zu lange blind — zu lange stumm

15 Trauerreden hat Barack Obama während seiner Amtszeit bisher gehalten — für die Opfer von Amokläufern, politischen Wirrköpfen oder des hausgemachten Irrsinns, Feuerwaffen an jeder Ecke zu verkaufen.

Foto: Judith Michaelis

Nur wenige dieser Auftritte dürften aber so lange nachhallen wie die hochemotionale Rede von Charleston. Nicht weil Obama (erstaunlich gut) gesungen hat, sondern weil er endlich deutliche Worte zu einem Grundübel seines Landes gefunden hat — des alltäglichen und beinahe allgegenwärtigen Rassismus: Zu lange sind wir blind gewesen, sagt der Präsident. Das stimmt wohl, allerdings hat er auch viel zu lange dazu geschwiegen.