Die CDU und das Bürgergeld Populistisches Spiel
Die CDU will das von der Bundesregierung eingeführte Bürgergeld wieder abschaffen. Das ist seit geraumer Zeit eine der zentralen Botschaften, mit der die Partei in die bevorstehenden Wahlkämpfe ziehen will.
Als Generalsekretär hat Carsten Linnemann die Aufgabe, diese Botschaft immer wieder in die Öffentlichkeit zu tragen. In seinem jüngsten Interview behauptet er nun, die Statistik lege nahe, eine sechsstellige Zahl von Personen sei grundsätzlich nicht bereit, eine Arbeit anzunehmen. Diesen Menschen müsse das Bürgergeld komplett gestrichen werden.
Die Formulierung ist interessant: Linnemann sagt nicht, dass es eine Statistik gebe, die seine Behauptung belegen könnte – denn eine solche gibt es auch nicht. Deshalb muss „die Statistik“, welche auch immer gemeint ist, eben etwas „nahe legen“. Ohne handfeste Belege anzuführen, bestätigt der CDU-Generalsekretär somit das gängige Vorurteil, ein nicht unerheblicher Teil der Bürgergeld-Empfänger sei an Arbeit nicht interessiert und wolle nur den Sozialstaat schröpfen. Dass er auch noch ausdrücklich die vor dem Krieg aus der Ukraine geflüchteten Menschen erwähnt hat, soll wohl „nahe legen“, dass dieser Personenkreis sich ebenfalls nicht wirklich um eine Arbeitsaufnahme bemüht.
Es ist bedauerlich, dass die Konservativen immer mal wieder das Spiel der Populisten in der Hoffnung auf politische Geländegewinne mitspielen. Die Forderung, arbeitsunwilligen Menschen das Bürgergeld komplett zu streichen, ist angesichts des Hartz-IV-Urteils des Bundesverfassungsgerichts von 2019 ebenfalls erstaunlich. Damals hatte Karlsruhe das vollständige Streichen staatlicher Leistungen für verfassungswidrig erklärt. Denn jeder Mensch hat Anspruch auf das Existenzminimum. Übrigens hat sich schon zu Hartz-IV-Zeiten gezeigt, dass Arbeitslosen weniger mit Sanktionen, sondern vor allem mit gezielter Förderung geholfen ist. Die Wirklichkeit ist leider komplizierter, als man am Stammtisch – und im Konrad-Adenauer-Haus – anzunehmen scheint.