Analyse Krieg und Klimawandel verschärfen den Hunger

Der Index 2017 belegt: Das Ziel, den Hunger bis 2030 zu besiegen, ist angesichts der Vielzahl an Konflikten kaum erreichbar.

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Bonn. Klimawandel und Hunger sind nicht nur inhaltlich eng miteinander verknüpft, sie weisen auch ähnliche Entwicklungen auf. Es gibt weltweit formulierte Ziele, auch Fortschritte auf dem Weg dorthin, aber gleichzeitig Rückschläge, die diese Fortschritte wieder zunichte machen.

Beim Hunger gilt seit zwei Jahren das von den Vereinten Nationen verabschiedete Ziel, bis 2030 extreme Armut und Hunger auf der Welt zu besiegen. Aber schon im Sommer dieses Jahres erklärte David Beasley, Direktor des Welternährungsprogramms der UN, es gebe „null Chancen für null Hunger bis 2030“, wenn es die internationale Gemeinschaft nicht schaffe, die von Menschen verursachten Konflikte zu beenden.

Eine Einschätzung, die der seit vergangener Woche vorliegende Welthunger-Index (WHI) bestätigt. Danach sind zwar die Vergleichswerte zur Hungersituation seit dem Jahr 2000 um gut ein Viertel gefallen. Gleichzeitig verschärfen aber Kriege und die Folgen des Klimawandels an vielen Orten die Situation wieder.

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Vier Länder sind derzeit von Hungersnöten bedroht: Südsudan, Nigeria, Somalia und der Jemen. Dabei reicht das Datenmaterial für den Südsudan und Somalia nicht aus, um WHI-Werte zu berechnen. Der WHI 2017 wurde vom Internationalen Forschungsinstitut für Ernährungs- und Entwicklungspolitik (IFPRI) für 119 Länder berechnet, für die Daten zu allen vier Indikatoren verfügbar sind (s. Kasten). Bei Ländern mit hohem Einkommensniveau und geringen Hungerzahlen wurde auf eine Ermittlung verzichtet. Bei 13 Ländern weltweit reichte die Datenlage trotz einer teils alarmierenden Hungersituation für eine Berechnung nicht aus.

Besonders dramatisch ist laut Index die Lage in der Zentralafrikanischen Republik. Das Land bildet das Schlusslicht und kann seit 2000 keine Verbesserungen aufweisen. Insgesamt wird der Hunger in 52 Ländern als „ernst“, „sehr ernst“ oder gar „gravierend“ eingestuft. Südlich der Sahara und in Südasien ist er am meisten verbreitet. In 43 der erfassten 119 Länder gelten die Werte dagegen als „niedrig“. In 14 Ländern hat sich die Situation im Vergleich zum Jahr 2000 um mindestens 50 Prozent verbessert.

„Unser Bericht zeigt, dass bewaffnete Konflikte weiterhin die größten Hungertreiber sind. Mehr als die Hälfte aller Hungernden leben in Ländern mit kriegerischen Auseinandersetzungen“, sagt Bärbel Dieckmann, Präsidentin der Welthungerhilfe, die den Welthunger-Index zusammen mit dem IFPRI herausgibt. Die Verfasser kommen zu der Bewertung, dass auch Ungleichheit zu Hunger beitrage. Gerade Frauen, ethnische Minderheiten oder Kleinbauern seien durch ihre Benachteiligung bedroht. „Was die Fortschritte im Kampf gegen den Hunger massiv beschleunigen würde, wäre gute Regierungsführung in den Ländern“, sagt Klaus von Grebmer (IFPRI).

Die Demokratisierung nationaler Ernährungssysteme, zivilgesellschaftliche Teilhabe und Gleichberechtigung zählen daher auch zu den Handlungsempfehlungen des WHI. Anders sei der Hunger nicht wirksam zu bekämpfen. Ihn bis 2030 gar zu besiegen, scheint derzeit utopisch. Tatsächlich ist die absolute Zahl der Hungernden auf 815 Millionen Menschen gestiegen.