A1 bei Leverkusen: Im Bauch der kranken Rheinbrücke

Minister Dobrindt besichtigt den maroden Bau über den Rhein bei Leverkusen.

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Leverkusen. Der Brückenpapst blickt dem Minister direkt in die Augen. „Das Bauwerk zeigt offen seine Probleme, das Material ist am Ende“, sagt der Bauingenieur und meint die A1-Querung über den Rhein bei Leverkusen.

Sein Gegenüber, Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), weicht ihm aus und blickt auf die Statikpläne, die am Eingang ins Innere der maroden Brücke aufgehängt sind. Der Experte greift in die Tasche, holt zwei Metallstücke hervor und zeigt dem Minister daran, was die Probleme an der Brücke sind. Dobrindt hält die Arme vor der Brust verschränkt. Auch als der Ingenieur die riesigen Schrauben, mit denen die Brücke nun ausgebessert wird, in der Hand wiegt, verharrt Dobrindt, widersteht dem Drang, das Metall in die Hand zu nehmen.

Dobrindts Besuch mit Landesverkehrsminister Michael Groschek (SPD) — der zuvor den Begriff „Brückenpapst“ geprägt hat — dient der Information, aber vor allem dazu, guten Willen zu demonstrieren. Gerade eben haben beide direkt neben der Autobahn eine Erklärung abgegeben. Sie waren Generalsekretäre ihrer Parteien, zuständig für die Abteilung Poltern. Groschek hat sich die kraftvolle Stimme bewahrt, kämpft mit eingängigen Appellen gegen das westliche „Rumpeldeutschland“ für die Sanierung der Hauptverkehrsader A 1 gegen den tosenden Verkehr an. Dobrindt hat den Generalsekretär mit dem Wechsel nach Berlin hingegen abgestreift, versucht erst gar nicht, die Lastwagen zu übertönen.

Nun blickt der Bayer auf die Uhr, der Terminplan drängt: „Jetzt wollen wir uns das mal ansehen“, bremst er den Vortrag des Brückenpapstes kurzerhand aus, setzt den orangefarbenen Bauhelm auf und steigt die Treppe ins Innere der Brücke hinauf. Die Metallplanken schwingen mit, als die Minister und ihre Begleiter durch den Hohlraum direkt unter der Fahrbahn eilen.

Dobrindts hellbraune Schuhe und feiner Anzug stehen im Kontrast zu dem feuchten, dreckigen Stahl im Brückeninneren. Stark gedämpft dringt der Verkehrslärm durch die Decke — immer wieder unterbrochen vom Brüllen eines schweren Lastwagens, der trotz Verbots über die Brücke fährt.

Zügig lässt sich der Bundesverkehrsminister von den Fachleuten zeigen, wo bereits notdürftig ausgebessert wurde, ehe er durch eine kleine Luke in eine der Seilkammern steigt. Dort sind die Trägerseile mit der Brücke verbunden. Dort herrscht nach aktuellen Erkenntnissen akuter Handlungsbedarf.

„Ich habe mir ein klares Bild von der technischen Seite machen können“, bilanziert Dobrindt, nachdem er wieder ans Tageslicht zurückgekehrt ist. „Es muss hier schnell gehandelt werden, aber das alles kann nur noch dazu dienen, den rasanten Verfall der Brücke hinauszuzögern“, sagt der Bundesminister, steigt in seine Limousine und entschwindet auf die A 59 in Richtung Düsseldorf.