DGB sieht „massives Rentenproblem“ in NRW: Droht die Altersarmut?
Im Alter arm zu sein - davor haben viele Menschen Angst. Ein sinkendes Rentenniveau und ein hoher Anteil an Geringverdienern setzen immer mehr Beschäftigte in NRW dieser Gefahr aus. Davor warnt der aktuelle Gewerkschaftsreport des DGB.
Düsseldorf (dpa) - Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sieht Nordrhein-Westfalen vor einem „massiven Rentenproblem“. Ohne entsprechende Gegensteuerung sei durch ein weiter sinkendes Rentenniveau und einen hohen Anteil von Geringverdienern steigende Altersarmut vorprogrammiert, warnte der DGB NRW in seinem am Montag in Düsseldorf vorgestellten Rentenreport 2014.
Demnach bekam ein männlicher Neu-Rentner 2013 mit durchschnittlich 1007 Euro pro Monat 145 Euro oder 12,5 Prozent weniger ausgezahlt als jene, die zu dieser Zeit bereits Rentner waren. Zugleich verdient derzeit bereits ein Viertel der Beschäftigten in NRW zu wenig, um überhaupt Ansprüche aus der Rentenversicherung zu erwerben, wie der DGB-Report beklagt.
„Wir erleben, dass das Renteneintrittsalter immer weiter steigt und gleichzeitig das Rentenniveau immer weiter abgesenkt wird“, rügte der DGB-Landesvorsitzende Andreas Meyer-Lauber. Laut dem Report gingen die Arbeitnehmer in NRW 2013 mit 64 Jahren in Rente. Sie arbeiteten damit ein Jahr länger als ihre Kollegen, die zehn Jahre zuvor aus dem Berufsleben ausgeschieden waren.
Hinzu kommt, dass immer mehr Arbeitnehmer wegen Krankheit vorzeitig aus dem Erwerbsleben ausscheiden, wie der Report weiter feststellt. Vor allem bei psychischen Erkrankungen gebe es einen rasanten Anstieg. Doch auch die bei vorzeitiger Arbeitsunfähigkeit gezahlten Erwerbsminderungsrenten seien seit Jahren rückläufig.
Vor diesem Hintergrund mahnt der DGB eine nachhaltige Reform des Rentensystems an. Dazu gehöre vor allem eine schrittweise Anhebung des Renten-Beitragssatzes von heute 18,9 auf 22 Prozent bis 2030. „Mit dieser moderaten Steigerung könnten weitere Rentenkürzungen ebenso verhindert werden wie eine Erhöhung des Renteneintrittsalters“, sagte Meyer-Lauber.
Auch in der Zurückdrängung schlecht bezahlter Arbeitsverhältnisse sieht der DGB einen Baustein für künftige höhere Renten. Darüber hinaus dürfe die Rentenkasse nicht länger mit zusätzlichen Zahlungen wie der sogenannten Mütterrente belastet werden. In seinem Report stellt der DGB zudem Unterschiede im regionalen NRW-Rentenniveau fest, das zum Teil stark von der jeweiligen kommunalen Finanzlage abweicht. Die höchsten Zahlungen bekamen demnach Neu-Rentner 2013 in den industriell geprägten Städten Wesel mit monatlich 1140 und Siegen-Wittgenstein mit 1130 Euro. Schlusslichter waren das finanzstarke Düsseldorf mit 880 und Münster mit 862 Euro.
Die NRW-Grünen forderten vor dem Hintergrund des Reports einen zuverlässigen Schutz vor Altersarmut für langjährig Versicherte. Eine „Garantierente“ müsse sicherstellen, dass Geringverdiener und Teilzeitkräfte nicht auf die Grundsicherung angewiesen seien.