Amok-Alarm: Sommer verteidigt Notfallpläne
Die nordrhein-westfälische Schulministerin Barbara Sommer (CDU) verteidigt den umstrittenen Notfallordner, den das Land allen NRW-Schulen als Hilfsangebot für den Fall eines Amoklaufs oder anderer Krisensituationen anbietet.
Düsseldorf. "Dieser Ordner ist ein Hilfsangebot, keine starre Anweisung. Und er ist ein deutlicher Fortschritt gegenüber der Situation zuvor", sagte Sommer gestern im Schulausschuss des Landtags. Die Opposition erneuerte ihre Kritik: Der Ordner enthalte mit Vorschlägen für Lehrer-Todesanzeigen und Eltern-Kondolenzbriefen instinktlose Passagen.
Vor allem aber komme das Hilfsangebot des Landes viel zu spät, sagte Sigrid Beer (Grüne). "Warum hat das ein Jahr gedauert", fragte sie ebenso wie Ute Schäfer (SPD), Vorgängerin von Sommer im Ministeramt. Beide bezogen sich auf Aussagen der Ministerin, der Druck der 116 Seiten umfassenden Mappe habe sich wegen der Kosten und der damit verbundenen Sponsorensuche verzögert. "Aber für die Jubelveranstaltung Kinderforum hat das Land Geld übrig", monierte Beer. Damals flossen rund 140000Euro Steuergelder in eine Veranstaltung mit 500 Kindern, Ministerin Sommer und Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU).
Sommer räumte ein, dass die Regierung auf die Sponsorenzusage warten musste. Die Druckkosten trage das Land, für den Rest habe man mit der Landesunfallkasse NRW, dem Rheinischen Unfallversicherungsverband und dem Gemeindeunfallversicherungsverband schließlich doch noch Partner gefunden.
Die CDU-Politikerin reagierte auf die Vorwürfen der SPD aber mit Gegenattacken. "Sie plustern sich hier auf. Aber was haben Sie eigentlich gemacht nach dem Amoklauf von Erfurt? Nichts", warf sie ihrer Vorgängerin Schäfer vor. SPD und Grüne verwiesen auf zahlreiche Programme zur Gewaltprävention.
Die Notfallpläne gehen in diesen Tagen an alle Schulen landesweit und liegen auch unserer Zeitung vor. Sie enthalten Handlungsempfehlungen für Krisensituationen, die vom Amoklauf über eine Geiselnahme, von Körperverletzung bis hin zu Mobbing reichen. Das Konzept richtet sich vor allem an die Schulleitungen und ist für den internen Gebrauch bestimmt.
Ministerin Sommer betonte gestern, dass man sich mit diesem Programm weitgehend an dem bestehenden Konzept des Landes Berlin orientiere. Dort stellt die SPD den Regierungschef. Die Sozialdemokraten wiesen darauf hin, dass in der Bundeshauptstadt die Gewaltprävention zum Gesamtkonzept gehöre. Dem verweigere sich aber die schwarz-gelbe Landesregierung bisher, so SPD-Politikerin Schäfer.