Banken-Affäre: Manipulation bei WestLB hatte System
Manager sollen schon seit Jahren in dubiose Spekulationen verstrickt sein. Der Schaden ist offenbar enorm.
<strong>Düsseldorf. Die jüngste Affäre um Fehlspekulationen bei der Düsseldorfer WestLB weitet sich aus: Aktienhändler haben möglicherweise systematisch Kursmanipulationen betrieben, um Scheinerträge zu erwirtschaften und ihre Bonuszahlungen zu sichern. Nach Informationen der "Financial Times Deutschland" (FTD) sollen zwei inzwischen entlassene Manager jahrelang die Schlusskurse der Vorzugsaktien von Metro, BMW und VW manipuliert haben. Der Tagesverlust von 100 Millionen Euro, der in der vergangenen Woche bekannt geworden war, sei "ein Betriebsunfall" in der Manipulationskette gewesen, so die FTD. Die fraglichen Aktiengeschäfte der WestLB werden von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) untersucht. Dazu gehören Hinweise auf mögliche Kursmanipulationen, sagte eine Bafin-Sprecherin. Mit der Strafanzeige der WestLB gegen die zwei entlassenen Manager bei der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft lägen neue Informationen vor. Laut FTD könnte die Affäre die Bank härter treffen als bislang bekannt: Inzwischen sei von einem Rückstellungsbedarf von 300 Millionen Euro die Rede. Die WestLB bestreitet diese Summe allerdings.
NRW-Finanzminister Helmut Linssen (CDU) reagierte zurückhaltend auf die Affäre. "Das ist operatives Geschäft der Bank. Es wird aber sicher Thema der nächsten Aufsichtsratssitzung sein", sagte Linssen unserer Zeitung. Der Minister ist Mitglied in dem Gremium.
Der finanzielle Schaden der neuesten WestLB-Affäre ist zwar beträchtlich, aber durchaus zu bewältigen. Viel schlimmer ist aber der Imageverlust. Die WestLB sollte gerade als Braut hübsch gemacht werden, damit sie bei einem Verkauf möglichst viel Geld bringt. Dubiose Zockereien sind Gift für den guten Ruf, den sich das Haus unter ihrem Chef Thomas Fischer in den vergangenen Jahren mühselig erarbeitet hat. Fischer hat prompt reagiert und den Staatsanwalt gerufen. Hier hat er aus den Fehlern seiner Vorgänger gelernt. Doch ein schneller Verkauf ist derzeit nur eine Illusion - das Land wird noch ein Weilchen auf sein Geld warten müssen.