Burkhard Hirsch - Die Hoffnung des Altliberalen
Ex-Minister Burkhard Hirsch setzt darauf, dass der Spitzenkandidat in NRW, Christian Lindner, die Partei aus ihrer Krise führt.
Düsseldorf. Als Christian Lindner 1979 geboren wurde, war Burkhard Hirsch bereits seit 30 Jahren Mitglied der FDP. Der nun 81-Jährige zählt neben Hans-Dietrich Genscher und Gerhart Baum zu den Altliberalen, also jenen Parteiweisen, die über das Schicksal ihrer Partei wachen. Wie die anderen auch hat Hirsch schwere Monate hinter sich: Der FDP geht es gar nicht gut. Doch der Düsseldorfer Rechtsanwalt hofft auf Besserung.
„Wir haben uns zu lange auf ein Thema verengt: die Steuergeschichte. Das war fatal und hat uns in eine tiefe Krise gestürzt.“ In Hirschs Analyse ist die Bundestagswahl im Herbst 2009 zugleich Höhepunkt wie auch Beginn des Niedergangs. Das Rekordergebnis von 14,6 Prozent habe für den Augenblick das Gefühl gegeben, man habe sich dauerhaft als dritte Kraft etabliert. „Doch da waren wir schon die Ein-Themen-Partei, und auch eine Ein-Personen-Partei.“
Der damalige FDP-Chef Guido Westerwelle habe mit seiner Rhetorik, seinem Talent zum Zuspitzen und seinem immensen Eifer einen exzellenten Oppositionsführer abgegeben. „Doch in der Regierung sind auch andere Eigenschaften gefragt“, so Hirsch. Schnell seien die Werte abgestürzt, viele Wahlen gingen verloren. „Wir haben in dieser Phase so etwas wie ein dankbares Opfer abgegeben. Fast alle Kabarettisten haben uns zur Zielscheibe ihres Spotts und ihrer Häme gemacht“, so Hirsch.
Überhaupt hat Hirsch, der zwischen 1975 und 1980 Innenminister in NRW und über Jahrzehnte Mitglied des Bundestags war, eine deutliche Verschärfung im Ton der politischen Auseinandersetzung festgestellt. „Das kann man aber auch beim Bürger feststellen. Solch ein Phänomen wie etwa der Wutbürger beim Projekt Stuttgart 21 war früher unbekannt. Es geht oft nicht mehr um die sachliche Auseinandersetzung“, lautet Hirschs Analyse.
Die kommende Wahl in Nordrhein-Westfalen am 13. Mai ist „von wegweisender Bedeutung“, so Hirsch. Gelinge dort und eine Woche zuvor in Schleswig-Holstein der Einzug in die Landtage nicht, wäre das eine lebensbedrohliche Krise. Doch Hirsch hat große Hoffnung, sie ist eng mit dem Namen Lindner verbunden. „Er ist modern, er ist nicht auf ein Thema beschränkt, er ist offen und spricht auch einmal eine andere Klientel an“, lautet sein Befund. Ob es reicht? „Ich bin optimistisch“, so Hirsch. Schließlich ist er Altliberaler.