Das Rheinland: der unterschätzte Riese
Der Ballungsraum ist wirtschaftsstark, hat aber ein Imageproblem. Das wollen Industrie und Handel ändern.
Düsseldorf. Das Rheinland ist mit 6,7Millionen Einwohnern eine der wichtigsten Metropolregionen Deutschlands: Mit einem Bruttoinlandsproduktvon 213 Milliarden Euro belegt die Region im Vergleich zu anderen Ballungsräumen wie München, Hamburg oder Frankfurt am Main eine Spitzenposition.
Doch das Rheinland hat ein Imageproblem. Eine Mitgliederumfrage der Industrie- und Handelskammern (IHK) Aachen, Bonn, Düsseldorf und Mittlerer Niederrhein ergab, dass die meisten Unternehmen das Standortmarketing nur mit der Schulnote befriedigend bewerten.
Ein wesentliches Problem des Rheinlandes sei die willkürliche Zuordnung zur Region Rhein-Ruhr. "Das ist eine Kunstregion, die von den Menschen nicht gelebt wird", sagt Dieter Porschen, IHK-Geschäftsführer Mittlerer Niederrhein.
Tatsächlich besteht die Metropolregion Rhein-Ruhr nur auf dem Papier: 1995 legte die Ministerkonferenz der Bundesländer elf Metropolregionen fest. Rheinland und Ruhrgebiet wurden dabei zusammengefasst - und das, obwohl beide Gebiete unterschiedlicher nicht sein könnten: Während das Revier bis heute das Zechensterben nicht verwunden hat, gilt das Rheinland als NRW-Wirtschaftsmotor. In Sachen Marketing hinken die Rheinländer jedoch hinterher. Während das Ruhrgebiet die Marke "Metropole Ruhr" auf Messen wie der Expo und im Kulturhauptstadtjahr "Ruhr 2010" selbstbewusst präsentiert, zeigt sich das Rheinland als zersplittertes Gebilde ohne Konzept.
Doch das soll sich bald ändern. Die Initiative Rheinland - ein Zusammenschluss der Kammern in der Region - will den unterschätzten Wirtschaftsraum durch die Bündelung gemeinsamer Aktivitäten stärken und die Dachmarke "Metropolregion Rheinland" etablieren. Udo Siepmann, IHK-Geschäftsführer Düsseldorf: "Wir wollen als Metropolregion endlich auf die Landkarte."
Von der Landesregierung, die bereits angekündigt hat, die bestehende Raumordnung im Rahmen eines neuen Landesentwicklungsplans zu verändern, erwartet die IHK ein Signal. Wie genau die Grenzen eines solchen Gebildes aussehen sollen, ist unklar.
Solingen, Remscheid und Wuppertal fordern bei einer Neuordnung größere Zuständigkeiten bei der Planung. Michael Wenge, Geschäftsführer der Bergischen IHK: "Wir kooperieren mit dem Rheinland, wollen aber eigenständig bleiben."