Keine Mehrheit gegen das „Turbo-Abi“ in NRW

Der Kampf für oder gegen die Schulzeitverkürzung geht auf die Zielgerade. Das Ergebnis ist aber kein Geheimnis mehr: Das „Turbo-Abi“ wird nicht abgeschafft in Nordrhein-Westfalen.

Schüler bei der Abi-Prüfung: Das Turbo-Abitur sollte die langen deutschen Ausbildungszeiten verkürze. Die Eltern hat das System nicht überzeugt.

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Düsseldorf (dpa). Die Rückkehr zum Abitur nach 13 Schuljahren ist aus Sicht der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Nordrhein-Westfalen nicht mehrheitsfähig. Beim Runden Tisch zur Schulzeitverkürzung, zu dem Ministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) eingeladen hatte, sei die Mehrheit gegen den Schritt zurück gewesen, berichtete die GEW-Landesvorsitzende Dorothea Schäfer am Montag. An 300 Schulen in NRW gebe es aber noch die Möglichkeit, erst nach 13 Schuljahren das Abitur zu machen.

Eltern-, Schüler- und Lehrerverbände wollten am Montagnachmittag im Schulministerium zur Abschlusssitzung des Runden Tisches zusammenkommen. Dort sollen Empfehlungen an die Landesregierung beschlossen werden. Laut einem zuvor bekanntgewordenen Entwurf, soll es in NRW grundsätzlich beim sogenannten Turbo-Abitur nach acht Jahren Gymnasium bleiben. Weniger Hausaufgaben, weniger Nachmittagsunterricht und eine Entrümpelung des Lehrstoffs sollen die Schüler aber entlasten.

Zunächst werden aber SPD und Grüne im Dezember noch auf kleinen Parteitagen über die Empfehlungen beraten. Anschließend entscheidet die Regierung, welche Reformen sie dem Landtag konkret zum Beschluss vorlegen wird. Unterdessen sammelt die Volksinitiative gegen das Turbo-Abitur weiterhin Unterschriften gegen die Schulzeitverkürzung. Die rund 45 Interessenvertreter am Runden Tisch der Ministerin repräsentierten in keiner Weise die Bevölkerung des Landes, kritisierte Initiator Marcus Hohenstein in einer Mitteilung.

In Hamburg und Bayern waren kürzlich Volksbegehren zum neunjährigen Gymnasium gescheitert. Das rot-grün regierte Niedersachsen will das „Turbo-Abi“ hingegen wieder abschaffen. „Die Vorstellung, jedes Kind könne nach der Schule nach Hause gehen und dort optimale Betreuung zum Weiterlernen vorfinden, hat doch mit der Wirklichkeit nichts zu tun“, stellte die GEW fest. „Das ist das Gegenteil von Chancengleichheit - für berufstätige Eltern und für Kinder aus bildungsfernen Familien.“

Reformen am Gymnasium seien dennoch nötig. „Wir müssen wieder dahin kommen, dass die Sekundarstufe I an allen Schulformen einheitlich sechsjährig ist und alle Bildungsabschlüsse der Sekundarstufe I am Gymnasium vergeben werden können“, forderte Schäfer.