Laschets Kabinett - Überraschung gelungen
Der Duden definiert ein Kabinettstückchen als „besonders geschickte, technisch brillante Leistung“. Auch der Überraschungseffekt spielt eine Rolle. Insoweit lässt sich schon sagen, dass dem neuen Ministerpräsidenten bei der Vorstellung seines neuen Kabinetts durchaus ein Kabinettstückchen gelungen ist.
Eigentlich sogar schon vorher, weil Laschet es schaffte, das von ihm ausgewählte Personal so lange geheim zu halten. Die Geheimniskrämerei war politisch wichtig für ihn, weil sich übergangen fühlende Parteifreunde schon die Ministerpräsidentenwahl am vergangenen Dienstag hätten torpedieren können. Gerade Laschets Auswahlverfahren nach dem Motto Sachverstand vor regionalem Proporz mag manch einem, der sich „altverdient“ fühlt, aufstoßen. Doch im Sinne einer konsequenten Politik tut der Regierungschef gut daran, die Ministerposten nach Kompetenzkriterien zu verteilen. Zwei Minister aus dem Münsterland, keiner aus Ostwestfalen — natürlich kann man sich so auch Gegner machen. Doch mit solchen Gegnern lässt sich leben, wenn die Qualität stimmt.
Natürlich müssen die neuen Minister diese Qualität erst noch unter Beweis stellen. Von dem Überraschungscoup eines neuen altbekannten Mannes Herbert Reul, der alles andere als ein geborener Innenminister ist, über den alten Kohl-Freund Stephan Holthoff-Pförtner bis zu der in Kulturkreisen anerkannten Isabel Pfeiffer-Poensgen, die als Parteilose den Vorzug vor einem Parteifreund bekommt. Auch wer in all dem nicht die „technisch brillante Leistung“ im Sinne des Kabinetts- stückchen-Begriffs sieht, muss doch sagen: erfrischender Stil ist’s allemal.