WDR-Recherche NRW soll "Bröckelreaktoren" in Belgien mitfinanzieren

Düsseldorf. Erst im März hatte sich NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) darüber beschwert, dass die Bundesregierung Brennelemente aus Deutschland in den umstrittenen Atommeiler im belgischen Tihange geschickt hatte.

Das belgische Atomkraftwerk Tihange südwestlich von Lüttich liegt auch nur 60 Kilometer von Aachen entfernt.

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Nun kommen nordrhein-westfälische Geschäftsbeziehungen mit den belgischen Reaktoren ans Tageslicht: Nach WDR-Recherchen ist der Pensionsfonds des Landes über Anleihen und Index-Zertifikate mit insgesamt 23,3 Mio. Euro (Stand 31. Dezember 2016) an den französischen Energiekonzernen EDF und ENGIE beteiligt. ENGIE betreibt über seine belgische Tochter Electrabel die Atomkraftwerke Doel und Tihange, EDF ist unter anderem für die umstrittenen französischen AKW Fessenheim und Cattenom verantwortlich. NRW finanziert damit indirekt die von Remmel gescholtenen "Bröckelreaktoren".

Die Sorge um die mangelhafte Sicherheit der AKW haben Bundesregierung, Bundesländer und die grenznahe Region Aachen (das Atomkraftwerk Tihange südwestlich von Lüttich ist nur 60 Kilometer von Aachen entfernt) in den letzten Jahren wiederholt zum Anlass genommen, um deren Schließung zu fordern. Bislang vergeblich.

Das für den Pensionsfonds zuständige NRW-Finanzministerium erklärte auf Anfrage des WDR, die Beteiligungen an EDF und ENGIE seien lange vor Verabschiedung der neuen Anlagerichtlinien eingekauft worden, die am 1. Juni in Kraft treten und die Beteiligung an Atomkonzernen grundsätzlich ausschließen. Über die bestehenden Beteiligungen etwa an EDF und ENGIE werde erst nach Inkrafttreten der neuen Anlagerichtlinie entschieden. Ob und wie schnell diese Beteiligungen tatsächlich aufgelöst werden, ist daher noch unklar.