Ordnungsamt jagt Verkehrssünder über Facebook
Über ihr Internet-Profil wurde eine Juristin zur Verdächtigen. Sie will nun gegen die Behörden vorgehen.
Düsseldorf. Eigentlich sind soziale Netzwerke wie Facebook dazu da, mit Freunden zu kommunizieren.
Mit einer Behörde wie dem Ordnungsamt möchten wohl die wenigsten Kontakte knüpfen. Doch andersherum fließen die Infos längst.
Das erfuhr am Freitag Wirtschaftsjuristin Constanze Gutzeit, die sich vor dem Düsseldorfer Amtsgericht verantworten musste. Zur Akte hatte das Düsseldorfer Ordnungsamt ihr Facebook-Foto gereicht — das einzige Beweismittel.
Am 7. Januar diesen Jahres war auf der Autobahn 44 am Flughafen Düsseldorf ein Pkw geblitzt worden, mit 111 Kilometern statt der erlaubten 80. Dafür waren 132 Euro Buße und drei Punkte fällig.
Die 29-Jährige war völlig überrascht, als sie das Knöllchen in ihrem Briefkasten fand: „Ich war an dem Abend bei der Probe mit unserer Band ,Ralf und seine Jazzfreunde’. Die Frau, die auf dem Foto aus der Radarfalle abgebildet ist, habe ich noch nie gesehen.“
Wie die Fahnder auf Constanze Gutzeit kamen, ist abstrus. Weil auch die die Halterin des geblitzten Wagens bestritt, am Steuer gesessen zu haben, machte man sich über Facebook auf die Suche nach einer „Ersatz-Verdächtigen“. Tatsächlich gehört der Sohn der Autobesitzerin zu den mehr als 700 Facebook-Freunden der Juristin, und sie sieht der Dame auf dem Foto ähnlich.
„Das kommt mir vor wie bei George Orwell in 1984“, erklärte Constanze Gutzeit nach dem Prozess. Obwohl ziemlich eindeutig ist, dass sie nicht die Frau auf dem Bild aus der Radar-Falle ist, soll noch einmal ein Gutachten angefertigt werden. Sie überlegt nun zusammen mit ihrem Vater, der auch Rechtsanwalt ist, gegen die Ermittlungsbehörden vorzugehen.
Sebastian Veelken vom Düsseldorfer Ordnungsamt bestätigte gegenüber unserer Zeitung, dass die Internet-Fahndung längst Alltag ist: „Wir verwenden alle öffentlich zugänglichen Daten und Informationen. Dazu gehören auch soziale Netzwerke wie Facebook.“