Scharrenbach und die "Vaterlandslieder" - SPD will mehr zu Heinos Schallplatte wissen
Mit einer „Kleinen Anfrage“ bedrängt die Opposition im NRW-Landtag Heimatministerin Scharrenbach (CDU) zum Thema Heino und Heimat.
Düsseldorf. Sinn einer „Kleinen Anfrage“ ist es meist, die Regierung mit unangenehmen Fragen zu konfrontieren. Die Anfrage wird auf die Internetplattform des Landtags eingestellt und dann wird auf die Antwort gewartet. Mit Blick auf ein offenbar als besonders brisant angesehenes, von unserer Zeitung aufgebrachtes Thema stellte die SPD nun im Landtag mit gleich drei Abgeordneten ihre „Kleine Anfrage“ zum Thema Heino und Heimat den Medien vor: Wie positioniert sich NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach (CDU) zu der Frage, dass sie sich auf dem Heimatkongress am 17. März in Münster mit dem Sänger Heino und einer von diesem überreichten Schallplatte präsentierte? Einer Schallplatte mit 24 Liedern, von denen sich mindestens fünf im SS-Liederbuch finden, das in den 1930er und 1940er Jahre im Münchner Zentralverlag der NSDAP erschien.
Zur Entstehung des Fotos, das auf der Internetseite des Ministeriums am Donnerstag noch zu sehen war, hatte das Ministerium auf Anfrage unserer Zeitung gesagt, das Ehepaar Kramm (Heino und Hannelore) habe zwei Schallplatten und vier CDs als Gastgeschenke mit zum Kongress gebracht. Diese Geschenke seien bei der Übergabe nicht unter dem Aspekt politischer Korrektheit überprüft worden. „Es handelt sich vielmehr um historische Dokumente, also musikalische Zeitzeugen, die in den Fundus des Ministeriums aufgenommen werden“, hatte ein Ministeriumssprecher gesagt.
Der SPD reicht diese Auskunft nicht aus. Sie will wissen, warum dieses Foto von der Internetseite „immer noch nicht entfernt worden ist“. Auf dem Cover der Schallplatte sei der Vermerk enthalten, Kinder könnten damit bestens im Schulunterricht „mit dem deutschen Liedgut vertraut gemacht werden“, stellte die SPD fest. Die Abgeordneten wollen wissen, wie die Landesregierung die Textinhalte der Schallplatte im Hinblick auf den von ihr definierten Heimatbegriff beurteilt. Diese Frage dürfte allerdings ins Leere gehen, da Ministerin Scharrenbach mehrfach gesagt hatte, dass sie auf eine Definition des Begriffs Heimat verzichte: „Wer den Begriff festlegt, grenzt aus, nicht ein.“ Dann solle die Ministerin jedenfalls erklären, wie sie ihren Heimatbegriff vom Inhalt dieser Liedtexte abgrenzt, fordert SPD-Mann Stefan Kämmerling.
Christian Dahm, Fraktionsvize der SPD, sieht einen „klaren Fehlstart der teuren Heimatkampagne der Landesregierung, für die in dieser Legislaturperiode 113 Millionen Euro vorgesehen sind“. Die SPD gibt sich verwundert, „dass nach Aussagen ihres Ministeriums keine Zeit gewesen wäre, die teilweise historisch belasteten Lieder der Heino-LP zu prüfen und das Gastgeschenk abzulehnen.“ Die SPD verlangt allerdings nicht, dass das Ministerium Heino als einen ihrer 47 Heimatbotschafter zurückzieht. Und auf die Frage, was denn das Ministerium mit der von Heino überreichten Schallplatte machen soll, antwortet SPD-Mann Sven Wolf: „Jedenfalls soll sie sie uns nicht im Ausschuss vorspielen.“ PK