„Weißer Kurt“ trifft NRW: 2000 Unfälle, 150 Verletzte

Heftiger Schneefall hat am Samstag in Nordrhein-Westfalen für spiegelglatte Straßen gesorgt. Es gab fast 2000 Unfälle. Zeitweise war sogar der Düsseldorfer Flughafen lahmgelegt.

Die meisten Verkehrsunfälle ereigneten sich am Samstag am Niederrhein und im Raum Düsseldorf. Der längste stand mit 30 Kilometern auf der A57 von Nimwegen in Richtung Krefeld zwischen Goch und Rheinberg.

Foto: Roland Weihrauch

Düsseldorf (dpa). Fast 2000 Verkehrsunfälle und knapp 150 Verletzte - das ist die NRW-Bilanz des Schneewochenendes. „Schuld“ hatte aber wohl weniger das Tief „Kurt“ - in den meisten Fällen wurde nach Einschätzung der Polizei einfach zu schnell gefahren, oft noch mit Sommerreifen.

Innerhalb von etwa zwei Stunden hatte sich am Samstagmorgen ganz Nordrhein-Westfalen in eine Winterlandschaft verwandelt. Obwohl der Wintereinbruch angesagt war, bereitete er den Autofahrern große Probleme. Nach Angaben der Landesleitstelle der Polizei kam es in NRW zwischen Samstagmorgen um 6.00 Uhr und Sonntagmorgen um 4.00 Uhr zu 1978 witterungsbedingten Verkehrsunfällen. „Das ist schon nicht wenig“, sagte ein Sprecher. Bei den Unfällen wurden 25 Menschen schwer und 120 leicht verletzt. Es entstand ein Schaden von 5,9 Millionen Euro.

Der Düsseldorfer Flughafen war zeitweise lahmgelegt. Zwölf Starts und sechs Landungen wurden gestrichen, davon drei Flüge zu anderen Flughäfen umgeleitet. Außerdem gab es zahlreiche Verspätungen. Das Problem sei der nasse Schnee, der die Räumung der Rollbahnen und des Vorfelds erschwere, sagte ein Sprecher. Im Laufe des Tages kehrte der Flughafen zum Normalbetrieb zurück. Am Flughafen Köln/Bonn gab es Verspätungen.

Im Bahnverkehr bereitete der Wintereinbruch vor allem Güterzügen Probleme. Dort gab es einige Ausfälle und Verspätungen, weil die Weichen auf den Strecken nicht beheizt waren, wie eine Sprecherin der Deutschen Bahn sagte. Auch zwischen Duisburg und Oberhausen geriet der Bahnverkehr kurzzeitig ins Stocken.

Die meisten Verkehrsunfälle ereigneten sich am Niederrhein und im Raum Düsseldorf. Wegen querstehender Lastwagen kam es auf mehreren Autobahnen zu Staus. Der längste stand mit 30 Kilometern auf der A57 von Nimwegen in Richtung Krefeld zwischen Goch und Rheinberg. Ein Lkw hatte sich über alle Fahrstreifen und den Seitenstreifen quergestellt. Der leere Saatelzug musste aufwändig geborgen werden. Der Verkehr wurde teilweise über die Raststätte Kalbecker Forst und Wirtschaftswege abgeleitet. Der 32-jährige Lkw-Fahrer blieb unverletzt. Es entstand hoher Sachschaden.

Ein Polizeisprecher sagte: „Es liegt eindeutig an den Menschen, die zu dumm sind, mit dem Schnee richtig umzugehen.“ Man wundere sich, wieviele Autofahrer noch mit Sommerreifen unterwegs seien. Die Kommentare der Polizei reichten von „chaotisch“ bis „fürchterlich“. Ein Polizeisprecher in Hagen sagte: „Es ist wirklich Wahnsinn!“ In Wuppertal klagte die Polizei: „Bei uns stehen die Telefone nicht still!“

In Bad Münstereifel wurde eine Frau schwer verletzt, als ihr Auto in den Gegenverkehr rutschte und von einem Wagen gerammt wurde. In Erftstadt und im Kreis Soest überschlugen sich Wagen auf glatten Straßen und landeten auf dem Dach. In Nümbrecht im Oberbergischen Kreis fand sich eine 18-jährige im Straßengraben wieder.

In Kamp-Lintfort am Niederrhein verlor ein 18 Jahre alter Autofahrer auf glatter Straße die Kontrolle und prallte gegen einen Baum - er wurde schwer verletzt. Vier Menschen wurden verletzt, als im westfälischen Halle ein Mini-Van von der schneeglatten Fahrbahn abkam, eine Böschung hinunterrauschte und gegen einen Baum prallte. Auch im Kreis Borken fuhr ein Mann gegen einen Baum und verletzte sich schwer.

Das Winter-Intermezzo endet laut Deutschem Wetterdienst in den meisten Regionen spätestens an diesem Montag. Dann erwarten die Meteorologen steigende Temperaturen, Regen oder Schneeregen. Die Aussichten für die kommende Woche bleiben trüb.