Weitere Ermittlungspanne im Fall Anis Amri
Düsseldorf. Mit einer weiteren Ermittlungspanne im Fall des islamistischen Terroristen Anis Amri, der am 19.
Dezember 2016 ein Lkw-Attentat mit zwölf Toten auf dem Berliner Weihnachtsmarkt verübt hatte, trat Innenminister Herbert Reul (CDU) am Montag an die Öffentlichkeit: Als das nordrhein-westfälische Landeskriminalamt (LKA) im Februar 2016 die Daten eines bei Amri sichergestellten Mobiltelefons auswertete, wurden mehrere Handy-Fotos, die unter anderem Amri mit einer Schusswaffe zeigen, nicht entdeckt. Aufgetaucht war das Gerät am 18. Februar 2016 in Berlin, wo Fahnder Amri kontrolliert und sein Handy beschlagnahmt hatten.
Auf dem Gerät befanden sich mehr als 12 000 Mediendateien. Sieben ermittlungsrelevante Bilddateien gingen den Behörden durch die Lappen. Journalisten hätten diesen Ermittlungsfehler zutage gefördert, sagte Reul und versprach weiterhin größtmögliche Transparenz bei den Ermittlungen. „Die Landesregierung setzt sich für die umfassende Aufklärung des Anschlags ein — unabhängig von Wahlterminen.“
Schuld an der Ermittlungspanne war offenbar ein technischer Fehler: So wurde der Datensatz am 29. Februar 2016 an das LKA in Düsseldorf geschickt, wo das Waffenfoto bei der Auswertung aufgrund unzureichender Filtereinstellungen bei der Software durchs Raster fiel. „Wir werden deshalb die Standards zur Auswertung großer Datenmengen beim LKA auf den Prüfstand stellen“, versicherte Reul. „Auch wenn ich mich sonst immer solidarisch vor meine Leute stelle, muss man Fehler auch klar benennen. Hier ist ein Fehler passiert. Ein bisschen Auswertung gibt es nicht.“ Es dürfe nicht sein, dass Bilder von minderer Qualität unentdeckt bleiben.
Dabei richtete der Minister gleichzeitig den Blick auf die Zukunft: „Wenn es eine neuere, intelligentere Software gibt, die dabei helfen kann, solche Fehler in Zukunft zu vermeiden, dann her damit“, so Reul.
Ob eine frühere Entdeckung der Fotos die Ermittlungen entscheidend vorangebracht hätten, ist fraglich. „Uns waren die entsprechenden Bilddateien bekannt und wurden bei den Ermittlungen berücksichtigt“, versichert Frauke Köhler, Sprecherin der Generalbundesanwaltschaft, auf Nachfrage unserer Zeitung. Zum Zeitpunkt der Auswertung war Amri bereits als Gefährder eingestuft und wurde von den Behörden überwacht. KDow