Bundesgesundheitsministerium Wenn der Rollator mit tanzt, ist das der Rollator-Tanz

Immer mehr Menschen wollen auch im Alter noch Bewegung. Das Ministerium fördert ein Handbuch für die Tanzhilfe auf vier Rädern.

Ein Schritt nach vorn, ein Schritt nach hinten, Drehung, und mit den Händen fest den Lenker umklammert: So tanzen nun die Senioren mit ihrem Gehwagen in den Gemeinschaftsräumen von immer mehr Seniorenheimen.

Foto: Carmen Jaspersen

Düsseldorf. Heidi Schumacher schreibt gerade an Seite 40 des Buches. Thema: Tango tanzen mit Rollator. Was kurios klingt, ist für die Öffentlichkeitsbeauftragte des ADTV (Allgemeiner Deutscher Tanzlehrerverband) längst ein Stück Alltag in Seniorenheimen geworden. Der Rollator-Tanz hält dort Einzug, wo ältere und eingeschränkt bewegungsfähige Menschen immer mehr werden — und sich trotz ihrer Gefährten mit vier Rädern noch variabler als vor und zurück bewegen wollen.

„Der Bedarf ist enorm gestiegen, es gibt immer mehr ältere Menschen und immer mehr Rollatoren“, sagt Schumacher. Dass beides zugleich nicht das Ende der Tanzkarriere bedeuten muss, beweist Schumacher ziemlich eindrucksvoll: Das Bundesgesundheitsministerium hat gerade zugesagt, das entstehende Handbuch zum Rollator-Tanz mit 35.000 Euro zu fördern. Den Rest legt der Tanzverband drauf. Weil die Tanzexperten längst erkannt haben, dass Walzer, Rumba und Foxtrott nicht dort ein Ende haben müssen, wo die körperliche Versehrtheit beginnt.

Cornelia Willius-Senzer, Präsidentin des deutschen Tanzlehrerverbandes, hat die Bewegungsform mit Gehhilfe bereits vor drei Jahren in den Niederlanden entdeckt. Eine Tanzlehrerin aus Süddeutschland entwickelte dann Choreografien für unterschiedliche Tänze und Rhythmen, skizzierte diese und probierte sie am Objekt aus. Die Gefahrenabwehr ist im Handbuch einkalkuliert Mit Erfolg: Ein Schritt nach vorn, ein Schritt nach hinten, Drehung, und mit den Händen fest den Lenker umklammert: So tanzen nun die Senioren mit ihrem Gehwagen in den Gemeinschaftsräumen von immer mehr Seniorenheimen. Alles unfallfrei, hier kommt kein Rollator dem anderen ins Gehege, die Gefahrenabwehr ist einkalkuliert. „Der Erfolg hat uns alle überrascht“, sagt Heidi Schumacher, die mit einem Team von Tanzlehrern das Personal in den Seniorenheimen auf ihrem Weg zum „Rollator-Tanzlehrer“ geschult hat. „Weil das aber nicht ausreichte, wird es nun bald das Handbuch geben“, sagt Schumacher. Mit Beschreibungen und Fotos — der Boom geht weiter.

Bei einem der jährlich in Düsseldorf stattfindenden Tanzkongresse habe eine Mitarbeiterin des Bundesgesundheitsministeriums gefragt, wie das Ministerium die Tanzlehrer unterstützen könne. „Da war die Idee für das Handbuch schnell geboren“, sagt Schumacher. Cornelia Willius-Senzer ist angetan: „Das Tanzen mit dem Rollator ist nicht lächerlich, sondern eine tolle Art, sich auch im Alter noch zu bewegen.“ Schließlich trainiere es „Bewegungsabläufe und Gedächtnis“. Der Tanzschritt will schließlich gelernt werden — mit Handbuch und Hirn.