NRW Zahl unbegleiteter Flüchtlingskinder vervierfacht - 600 in NRW vermisst
NRW gehört zu den Ländern mit den höchsten Zuweisungen an unbegleiteten Flüchtlingskindern. Fast fünf Prozent verschwinden.
Düsseldorf (dpa). In Nordrhein-Westfalen hat sich die Zahl der unbegleiteten Flüchtlingskinder seit Ende 2014 vervierfacht. Wurden damals etwa 3000 unbegleitete Flüchtlingskinder betreut, sind es inzwischen fast 13 000. Das geht aus einem am Dienstag veröffentlichten Bericht von NRW-Familienministerin Christina Kampmann (SPD) an den Düsseldorfer Landtag hervor. Der Familienausschuss beschäftigt sich am Donnerstag mit dem Thema.
Seit November werden unbegleitete minderjährige Flüchtlinge - wie Erwachsene - über eine Quotenregelung bundesweit verteilt - zuvor waren sie am Ankunftsort unterzubringen. Mit der Umstellung habe sich in NRW die Gesamtzahl der Fälle um rund 5000 erhöht, bilanzierte Kampmann. „Nordrhein-Westfalen gehört zusammen mit Niedersachsen und Sachsen zu den am stärksten belasteten Ländern seit Beginn der Verteilung.“ NRW habe seine Aufnahmequote bereits zu 88 Prozent erfüllt.
Nach Zahlen des NRW-Innenministeriums sind gegenwärtig über 600 Flüchtlingskinder als vermisst gemeldet. „Häufig kommen die unbegleiteten Minderjährigen mit klaren Vorgaben zum Zielort nach Deutschland, die ihnen von den Eltern mitgegeben wurden“, berichtete Kampmann. Die meisten suchten erfahrungsgemäß auf eigene Faust Familien-Angehörige oder andere Bezugspersonen auf - auch über Staatsgrenzen hinweg. Daneben gebe es aber auch Erkenntnisse über Entweichungen oder Untergetauchte im Zusammenhang mit kriminellen Personengruppen. Aussagekräftige Zahlen gebe es dazu aber bislang nicht.
Von den 6402 unbegleiteten Flüchtlingskindern, die von Anfang November bis Anfang Februar nach NRW kamen, sind 92 Prozent männlich. Die meisten Minderjährigen - 63 Prozent - sind 16 bis 17 Jahre alt, gefolgt von der Altersgruppe der 14- bis 15-Jährigen (19 Prozent). Auch 54 Kleinkinder bis fünf Jahre wurden ohne Eltern ins Land gebracht - ebenso 165 Kinder im Alter von 6 bis 10. Die meisten allein reisenden Flüchtlingskinder kommen aus Afghanistan nach NRW (44 Prozent), gefolgt von Syrern (29 Prozent) und Irakern (10 Prozent).
Seit einigen Monaten sind alle 186 Jugendämter in NRW verpflichtet, sich um unbegleitete minderjährige Flüchtlinge zu kümmern. Die Unterbringung sei „weiterhin eine große Herausforderung“, unterstrich die Ministerin.