Mannichl ruft zu weiterem Kampf gegen Rechts auf - Phantombilder veröffentlicht
Passau (AFP) - Der Passauer Polizeichef Alois Mannichl will sich durch das mutmaßliche Neonazi-Attentat vor sechs Tagen nicht vom Kampf gegen den Rechtsextremismus abbringen lassen.
"Wir dürfen uns von Einzelnen nicht in Angst und Schrecken versetzen lassen", sagte der 52-Jährige am Freitag beim Verlassen des Krankenhauses. Indes erweiterte die Polizei ihre Fahndung um einen möglichen weiteren Verdächtigen und veröffentlichte dazu Phantombilder.
Mannichl sagte im Foyer des Klinikums Passau vor Journalisten, er verlasse dies bewusst "nicht durch die Hintertür", da es wichtig sei zu zeigen, "dass wir uns von diesen Rechtsextremisten nicht einschüchtern lassen und aufrecht durch das Leben gehen". Er sprach von einem "feigen Anschlag" und bedankte sich "bei unserm Herrgott", der ihm "viele Schutzengel gegeben" habe - darunter seien der Notarzt, die Rettungskräfte und das Klinikteam gewesen.
Aber auch Repräsentanten des Staates und der gesamten Bevölkerung gebühre sein Dank, sagte der Passauer Polizeichef. Es habe ihn unheimlich beeindruckt, wie viel Zuspruch er aus der gesamten Republik erhalten habe, insbesondere auch von jungen Leuten. Dies habe ihn bestärkt, dass "wir alle gemeinsam" im Kampf gegen den Rechtsextremismus so weitermachen müssten.
Mannichl war am Samstag beim Öffnen seiner Haustür von einem glatzköpfigen Mann mit einem Messer niedergestochen worden. Am Mittwochabend war gegen zwei mutmaßliche Helfer des Angreifers Haftbefehl erlassen worden, die der Münchner Neonazi-Szene zugeordnet werden. Nach dem Täter, der laut Mannichl eine Tätowierung oder ein markantes Muttermal am Hals haben soll, wird inzwischen in ganz Deutschland sowie in Österreich und Tschechien gefahndet.
Daneben sucht die Polizei einen möglichen Komplizen, der nach Zeugenangaben hinter dem linken Ohr ein - vom Hals bis zur Schläfe reichendes - Tattoo einer grünen, züngelnden Schlange tragen soll. Nach einer am Freitag veröffentlichten Zeichnung verläuft die rote Zunge der Schlange in Richtung Schläfe. Dieser Mann könnte allerdings laut Polizei womöglich auch mit dem Täter identisch sein.
Am Freitag erweiterten die Ermittler die Fahndung um einen möglichen dritten Mann, dessen einziges bekanntes Merkmal demnach ein auf der rechten Wange eintätowiertes Kreuz mit einem nach unten gerichteten Pfeil ist. Er habe sich zum Tatzeitpunkt ebenfalls in Mannichls Wohnort Fürstenzell aufgehalten. Zudem sucht die Polizei einen möglichen weiteren Zeugen - einen Mann, der zur Tatzeit einen Buggy mit einem Kleinkind durch den Ort geschoben haben soll.
Nach Recherchen des "Spiegel" hatten in den Monaten vor der Tat mehrere Polizeiaktionen unter Mannichls Leitung gegen Rechtsextremisten in Niederbayern für erheblichen Unmut in der NPD-Führung gesorgt. Das gehe aus mehreren E-Mails und Erklärungen hervor, berichtete das Magazin am Freitag vorab. In der Mail eines Mitglieds an die Parteiführung werde Mannichl als "demokratischer Schläger" bezeichnet. Der Absender erbat demnach Hilfe, worauf NPD-Justiziar Frank Schwerdt geantwortet habe, Maßnahmen gegen "Euren geliebten Polizeichef" müssten "sehr präzise vorbereitet und durchgeführt werden". Dem "Spiegel" sagte Schwerdt nun, dies habe sich allein auf mögliche Gerichtsprozesse bezogen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) forderte neben entschiedenen Handelns der Politik auch Zivilcourage der Bürger, "um den Rechtsextremismus überall zu bekämpfen, wo er sich im öffentlichen Raum zeigt". Ein solcher Angriff sei "ein Angriff auf uns alle", sagte sie der "Passauer Neuen Presse".